Sonntag, 20. Dezember 2015

Ein Abschied fällt schwer.

"Its time to say Goodbye..."

...diesen Song kann ich mir gut als Hintergrundmusik an meinem letzten Tag in Halifax vorstellen. Ich weiß - sehr dramatisch - aber irgendwie war es das auch. Am Freitag war ich endlich fertig mit meinen Klausuren. Ok, mit meiner einzigen Klausur. Aber das wichtigste: Ich bin mit der Uni bis zum Sommersemester 2016 erst einmal durch. Das Ende meines Unialltags bedeutet aber auch gleichzeitg meinen Abschied aus Halifax (nicht nur, weil das Wohnheim verlangt, dass man innerhalb von 24 Stunden nach dem letzten Examen auszieht). Zur Feier des Tages sind wir an diesem Abend noch einmal feiern gegangen. Leider konnten uns nicht alle begleiten, da viele noch mitten in ihren Klausurphasen waren. Am nächsten Morgen wache ich auf und mein erster Gedanke:" Das war meine letzte Nacht in diesem Bett". Um das richtig aus zu kosten bleibe ich bis kurz vor 11 im Bett und dann geht es schon Richtung DinningHall, um noch ein letztes Mal mit meiner Dockside-Familie zu brunchen. An diesem Morgen kommen auch viele der deutschen Mädels und die Franzosen, die Off-Campus wohnen. Wir essen ewig, lachen und erinnern uns an unsere gemeinsame Zeit. Eine Fotosession darf natürlich nicht fehlen. Erst vor kurzem haben wir erfahren, dass wir als Gruppe schon einen Namen erhalten haben - "Docksidesquad". Irgendwie kommt das der intensiven Beziehung, die wir untereinander aber auch zu unser Mensa entwickelt haben echt nahe. Schließlich habe ich (fast) jeden Tag in den vergangenen vier Monaten dreimal mit diesen Menschen gegessen, geredet und gelacht. In der Dockside verabschiede ich bereits die Ersten und schon hier fließen Tränchen. Man weiß ja schließlich nie, wann man sich doch noch einmal wiedersieht. Am Nachmittag räume ich mein geliebtes Zimmer leer (D2-2-4a). Am Anfang noch skeptisch, ob ich mich hier wirklich wohlfühlen kann, ist es doch mein zu Hause geworden. Und wir auch immer mein zu Hause in Halifax sein. Nachdem mein Zimmer leer ist, bringe ich all meine 7 Sachen in Midschis Zimmer im 22. Stock. Sie schreibt noch an diesem Samstag von 7-10 Uhr abends Klausur und hat daher noch das Recht in ihrem Zimmer zu wohnen. All meine Sachen, die ich für das Zimmer angeschafft habe (Bettdecke, Kissen, Bettbezüge usw.) gebe ich an Rihno aus meinem Flur weiter. Sie hat noch keine dicke Decke und kann diese sehr gut gebrauchen. Zum Abschied überreicht sie mir die süßeste Karte, die ich je in meinem Leben bekommen habe. Als ich sie alleine ich meinem Zimmer lese, fließt wieder einmal die ein oder andere Träne. Nach meinem letzten Abendessen geht das ganze nochmal weiter. Ich verabschiede mich von Lucille und Zikomo. Lucille kommt aus Paris und ich weiß, dass wir uns wiedersehen können, aber dennoch wird es dann nicht mehr so sein wie es hier war. Wie sehr werde ich ihre französische Art und Weise vermissen. Ihr "Oh la la, Nicole". Und auch Zikomo mit seiner unendlichen Gelassenheit, die hier nur jemand von den Bahamas haben kann. Aber auch diese Verabschiedungen vergehen. Und dann natürlich noch der Abschied von meinen Flurmädels und meiner RA. Sie haben mir auch eine sehr süße Karte gebastelt und drücken mich noch einmal zu Abschied. Ich muss zugeben, dass ich im "Flurleben" nicht allzu aktiv war, da alle Mädels gerade mal 18 waren und ich mich doch das eine oder andere Mal zu alt gefühlt habe. Dennoch waren alle vertraute Gesichter, die mich in den letzten 4 Monaten begleitet haben. Als dann auch dieser Part beendet ist, wird der Abend noch einmal richtig schön. Nachdem Midschis Klausur um 22 Uhr endlich geschafft ist, gehen wir noch auf eine Geburtstagsparty von einer Deutschen. Der gesamte Rest der liebgewonnenen Menschen ist dort. Gute Musik, Beerpong, selbstgemachter Glühwein und Kekse machen meine letzten Stunden in Halifax nocheinmal zu dem perfekten Abschluss. Als wir um 3.30 Uhr morgens dann die Party verlassen müssen, um noch fertig zu packen, fließen noch einmal viele Tränen. Ich verabschiede mich von allen und bin einfach nur dankbar für die gemeinsame Zeit, die wir haben durften. Wir laufen zurück zur Residence und Midschi fängt an ihren Koffer zu packen. Da sie in den letzten Tagen jeden Abend eine Klausur hatte und wir heute direkt danach zur Party sind, haben wir die Aufgabe ihr Zimmer bis 5.30 Uhr morgens leer zu räumen. Um 5.40 Uhr steht unser Taxi vor der Tür. Irgendwie schaffen wir tatsächlich wach zu bleiben und räumen das Zimmer rechtzeitig leer. Als wir irgendwie die drei großen Koffer, zwei Handgepäckskoffer und zwei Rucksäcke mit dem Fahrstuhl aus dem 22. Stock nach unten geschafft haben, kommt der Schock: die doofen Leute von der Schlüsselabgabe sind  nirgends zu finden. Immer (!!) wenn man nachts hier vorbei kam, saßen sie an ihrem Desk und haben Däumchen gedreht. Ist natürlich klar, dass sie heute tatsächlich etwas zu tun haben. In letzter Minute kommt dann doch noch jemand angeschlendert und wir können unsere 1000 Koffer pünktlich im Taxi verstauen. Mit dem Taxi geht es zu einem Busterminal und mit dem Airportbus weiter zu Flughafen. Dort geben wir unsere großen Koffer in ein Lager und gehen mit unseren Carry-On's durch die Sicherheitskontrolle. Unser Flugzeug ist nicht einmal halbvoll und ich merke nicht einmal mehr wie wir starten. Kaum bin ich angeschnallt, fällt mein Kopf gegen die Scheibe und ich verschlafe fast den kompletten Flug. So ein ganzer Tag ohne Schlaf ist schon nicht ohne. Wenn ich das nächste Mal die Augen aufmache, wird meine Zeit in Halifax hinter mir liegen und Ottawa mich begrüßen.

Danke Halifax für diese unvergessliche Zeit.