Tag 2:
[Bevor ich anfange über unseren zweiten Tag zu schreiben, muss ich mich erst einmal entschuldigen, dass es mal wieder gedauert hat bis dazu gekommen bin. Natürlich ist der Unistress eine Ausrede. Aber ganz allein kann ich die Uni inzwischen nicht mehr verantwortlich machen. Halloween, Eishockeyspiele, Kinoabend usw. kamen irgendwie dazwischen. Aber: Jetzt schreibe ich ja - besser spät als nie :) ]
7 Uhr. Ich versuche mich irgendwie aus dem Bett zu rollen. Am Abend gab es doch das ein oder andere Glas Rotwein in gemütlicher Runde. Neben mir schläft unsere Belgerin noch tief und fest, aber aus der Küche sind schon leise Geräusche zu hören und ich erahne schon die göttlichen Geruch von frisch gebrühtem Kaffee. Also nichts wie raus aus dem Bett und rüber in die Küche. Im Schlafanzug schlurfe in den Raum (wie schnell man sich doch an Leute gewöhnen kann und es völlig egal ist, dass man in völlig-nicht-zusammenpassenden Schlafsachen herum läuft). Sarah und Samet sind beide schon eine Weile auf den Beinen. Sie haben bereits den Tische gedeckt, Früchte geschnitten und am aller wichtigsten Kaffee gekocht. Wie kann es besser sein, als mit einer Tasse Kaffee auf die Terasse zu treten und vor sich den tiefblauen See im Morgengrauen zu sehen? In diesem Moment kann ich mir wenig vorstellen, dass mich zufriedener machen könnte. Wir versuchen so leise wie möglich das Frühstück weiter vor zu bereiten, weil auf der Couch im Wohnzimmer Haithem liegt und noch seelenruhig vor sich hinschnarcht. Ein paar Selfies können wir uns mit ihm aber nicht verkneifen. Er sieht einfach zu friedlich aus. Nach und nach werden auch die anderen Bewohner des Zuhause-auf-Zeit wach. Irgendwann haben es dann alle geschafft und auf dem Tisch stehen dampfende Rühreier, frischer Bacon, Yoghurt und Früchte - ein Festmahl. Wir hauen alle ordentlich rein - schließlich wollen wir heute wandern gehen!Nachdem wir uns alle gestärkt haben, die Rucksäcke gepackt sind, setzen wir uns ins Auto und fahren los in Richtung Egypt Falls. Leider müssen wir erst eine ganze Weile mit dem Auto fahren bis wir den Track erreichen. Aber da wir vorbei an wunderschönen Seen fahren, gerahmt von rotgefärbten Wäldern, macht uns das nichts aus. Als uns Google Maps sagt, dass wir unser Ziel erreicht haben, sind wir uns alles andere als sicher, ob wir hier richtig sind. Wir stehen mitten im Wald und kein anderes Auto ist zu sehen. Wir schauen uns um und finden schließlich einen kleinen Pfahl, der den Anfang des Wegs markieren soll. Später wissen wir es besser - der Wanderweg befindet sich sozusagen auf "Privatgelände" und wird von den Besitzern in Schuss gehalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht - eine super Sache! Würden die Besitzer dies nicht tun, hätten wir wunderschöne Wasserfälle verpasst. Insgesamt 4 Stunden soll ein Hinweg dauern. Es geht steil bergab, sehr steil. Irgendwann fangen unsere Knie an zu schmerzen, weil man sich immer wieder abbremsen muss und dabei in die Knie geht. Unser Sudanese, ganz mutig in Shorts unterwegs, scheint ab und zu ein wenig die Krise zu kriegen. Als dann noch "Stützseile" dort sind, weil man ohne derren Hilfe nicht an den Steilwänden hinabsteigen könnte, fängt der Spaß erst richtig an. Dennoch klappt unser "Abstieg" recht schnell und als wir unten ankommen, wissen wir sofort, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat! (Über den Rückweg will man jetzt natürlich nicht nachdenken). Wir stehen vor großen Wasserfällen umrahmt von buntem Laubwald. Irgendwie macht so ein Naturbild immer wieder sprachlos. Wir machen unendlich viele Fotos, sitzen einfach auf den Steinen und genießen unsere Umgebung. Als unsere Jungs doch ein Seil an der Steilwand neben den Fällen entdecken, wird ihre Abenteuerlust geweckt. Alle 4 klettern die Wand hoch und entdecken das nächste Seil. Wir Mädels sind uns allerdings nicht so sicher, ob wir den Aufstieg schaffen würden. Schließlich bin ich die einzige von uns Mädels, die sich zumindest traut die erste Ebene zu erklimmen. Ich muss aber zu geben, dass meine Beine nicht nur ein bisschen zittern, als ich oben ankomme. Der Ausblick ist aber jedes Zittern wert. Neben mir rauscht der Wasser hinab und ich warte bis meine Beine wieder bereit dafür sind hinunter zu klettern. Nachdem auch nach einiger Zeit die Jungs zurück zu uns gefunden haben, begeben wir uns auf den Rückweg. Zwischenzeitlich sind wir uns gar nicht so sicher, ob wir richtig sind, da wir einen anderen Weg eingeschlagen haben als auf dem Hinweg. Zu guter letzt finden wir jedoch unsere Autos wieder und haben ein Mittagessen im Sonnenschein.
Den nächsten Teil des Tages würde ich am liebsten auslassen, da es ca. die einzige "unangenehme" Sache an diesem Wochenende sein wird. Unser Kanadier hat die glorreiche Idee eine Abkürzung zu nehmen, damit wir noch eine weitere Wanderstrecke erreichen und laufen können. Wir vertrauen ihm natürlich. Schließlich wohnt der Großteil seiner Familie in Cape Breton. Er kennt sich aus. Wir sind mit zwei Autos unterwegs und eine unserer deutsche Autofahrerinnen gibt ordentlich Gas. Zu Beginn der Abkürzung rumpelt es ein wenig. Die Straße ist nicht im besten Zustand, aber bei den harten Winter hier in Kanada macht der Asphalt auch schon einiges mit. Da kann man keine 1A-Qualität erwarten. Das tun wir auch gar nicht. Nach circa 5 Minuten sehen wir die anderen, die vor uns her gefahren waren nicht mehr. Die Beschilderung ist so gut wie unlesbar, oder einfach gar nicht vorhanden. Und das kleine Rumpeln und die schlechte Straße verwandeln sich immer mehr in einen Schotter-Abenteuer-Strecke. Mehr als 50Km/h sind nicht drin und wir sind uns so langsam unsicher, ob wir an der letzten Kreuzung überhaupt die richtige Abfahrt genommen haben. Keiner in unserem Auto (wir sind ein Auto nur mit Deutschen) hat Internet, um vielleicht einfach mal bei Google zu schauen. Und unser Kanadier sitzt natürlich im anderen Auto. Netz für einen Anruf hat auch keiner. Je weiter wir fahren, desto größer werden die Schlaglöcher; desto tiefer die Schlammlöcher; desto steiler die Auf-und Abfahrten. Unsere Fahrerin tut mir unendlich leid. Ich bin mehr als froh, dass ich nur die Beifahrerin bin. Unser Asiaten-Leihwagen macht unangenehme Geräusche und als er schließlich so laut kracht, dass wir aussteigen und schauen, ob ein Reifen geplatzt ist - da geben wir auf. In unser Verzweifelung entscheiden, dass wir umkehren. 30 Minuten durch die Wallachei - über Stock und Stein. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wäre eine Horde Bären und Elche aufeinmal vor uns aufgetaucht - gewundert hätte es niemanden! Die Straße scheint immer schlechter zu werden und wir glauben kaum, dass das unser Kurt schaffen wird. In all unser Verzweiflung (und auch um uns Mut zu machen) tauften wir unsern kleinen Flitzer 'Kurt'. Kurt schafft das; er bringt uns wieder auf eine sichere Straße. Tatsächlich schafft er es. Alle vier Räder sind noch dran, aber dafür wir um viele Nerven ärmer. Die ganze Aktion hat uns unglaublich viel Zeit gekostet und so können wir uns den zweiten Wanderweg leider abschminken. Aber so oder so: Nerven dafür hat von uns sowieso niemand mehr. Als wir endlich wieder Empfang haben, erreichen wir die anderen. Tatsächlich - auch sie waren auf der selben Straße unterwegs nur viel weiter vorne (Dank des "Bleifußs" der anderen Fahrerin :D). Irgendwann ist ihnen ein Truck entgegen gekommen. Ja genau, so ein Auto das für "Offroad-Abenteuer" geeignet ist. Kein Plastik-Leihwagen. Die Fahrer des Trucks müssen große Augen gemacht haben und haben nur gelacht und den Kopf geschüttelt und sich gefragt, wie die anderen mit ihrem Auto soweit kommen konnten. Die schlechte Nachricht: Die Straße wird noch schlechter (keine Ahnung wie das überhaupt möglich sein soll) und es sind noch über 20 Km bis Baddeck. Also darf auch unser anderes Auto wieder den gesamten Weg zurückfahren und wir verabreden uns ins Baddeck. Wir wollen uns den Hafen anschauen und danach gemeinsam für ein BBQ einkaufen. Eine kleine Grillparty haben wir jetzt nötig und uns -mehr oder weniger- verdient. Wir schauen uns den kleinen Hafen an und dann geht es zum Supermarkt. Die Jungs kaufen sich Unmengen an Fleisch und ich traue es ihnen niemals zu so viel zu essen. Ich werde aber eines Besseren belehrt und mir wird fast übel, wenn ich mir vorstelle so viel Fleisch essen zu müssen. Unser Abendessen ist mal wieder ein Festmahl. Ich mache selbstgemachten Apfelstrudel für alle - und ich muss sagen, dass er schon ziemlich gut war. Ein bisschen Eigenlob darf auch mal sein. Nachdem wir insgesamt über 3 Stunden kochen & essen (Vorspeise = selbstgemachte Kürbissuppe; Hauptgang = BBQ, Salat, Ofenkartoffeln, Gebratenes Gemüse etc.; Nachtisch = Apfelstrudel mit Vanilleeis) sitzen wir noch lange in die Nacht zusammen und spielen Karten & Beerpong, trinken, quatschen und lachen. Unser "kleiner Umweg" vom Nachmittag ist schon wieder vergessen und wir genießen den letzten Abend bevor es wieder zurück in die Realität des Unilebens geht. Am nächsten Morgen frühstücken wir wieder früh und verlassen das Haus gegen halb 10. Auf dem Rückweg fahren wir einen kleinen Umweg, um noch einmal kurz an einer kleinen Bucht zu halten. Auch wenn es unsere Fahrtzeit verlängert, es lohnt sich! Wir sehen Seehunde, die vor der Küste ein wenig vor sich hinschwimmen. Als wir am späten Abend wieder an der Saint Mary's einkehren, sind wir alle fix und fertig. Ich falle halbtot in mein Bett und schlafe schnell ein. Fazit: Es war ein perfektes Wochenende. Sogar mit unserem Abenteuer. Unsere Gruppenkonstellation hätte nicht besser funktionieren können. Ein Traumhaus, Traumwetter, Traumwochenende.
Den nächsten Teil des Tages würde ich am liebsten auslassen, da es ca. die einzige "unangenehme" Sache an diesem Wochenende sein wird. Unser Kanadier hat die glorreiche Idee eine Abkürzung zu nehmen, damit wir noch eine weitere Wanderstrecke erreichen und laufen können. Wir vertrauen ihm natürlich. Schließlich wohnt der Großteil seiner Familie in Cape Breton. Er kennt sich aus. Wir sind mit zwei Autos unterwegs und eine unserer deutsche Autofahrerinnen gibt ordentlich Gas. Zu Beginn der Abkürzung rumpelt es ein wenig. Die Straße ist nicht im besten Zustand, aber bei den harten Winter hier in Kanada macht der Asphalt auch schon einiges mit. Da kann man keine 1A-Qualität erwarten. Das tun wir auch gar nicht. Nach circa 5 Minuten sehen wir die anderen, die vor uns her gefahren waren nicht mehr. Die Beschilderung ist so gut wie unlesbar, oder einfach gar nicht vorhanden. Und das kleine Rumpeln und die schlechte Straße verwandeln sich immer mehr in einen Schotter-Abenteuer-Strecke. Mehr als 50Km/h sind nicht drin und wir sind uns so langsam unsicher, ob wir an der letzten Kreuzung überhaupt die richtige Abfahrt genommen haben. Keiner in unserem Auto (wir sind ein Auto nur mit Deutschen) hat Internet, um vielleicht einfach mal bei Google zu schauen. Und unser Kanadier sitzt natürlich im anderen Auto. Netz für einen Anruf hat auch keiner. Je weiter wir fahren, desto größer werden die Schlaglöcher; desto tiefer die Schlammlöcher; desto steiler die Auf-und Abfahrten. Unsere Fahrerin tut mir unendlich leid. Ich bin mehr als froh, dass ich nur die Beifahrerin bin. Unser Asiaten-Leihwagen macht unangenehme Geräusche und als er schließlich so laut kracht, dass wir aussteigen und schauen, ob ein Reifen geplatzt ist - da geben wir auf. In unser Verzweifelung entscheiden, dass wir umkehren. 30 Minuten durch die Wallachei - über Stock und Stein. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wäre eine Horde Bären und Elche aufeinmal vor uns aufgetaucht - gewundert hätte es niemanden! Die Straße scheint immer schlechter zu werden und wir glauben kaum, dass das unser Kurt schaffen wird. In all unser Verzweiflung (und auch um uns Mut zu machen) tauften wir unsern kleinen Flitzer 'Kurt'. Kurt schafft das; er bringt uns wieder auf eine sichere Straße. Tatsächlich schafft er es. Alle vier Räder sind noch dran, aber dafür wir um viele Nerven ärmer. Die ganze Aktion hat uns unglaublich viel Zeit gekostet und so können wir uns den zweiten Wanderweg leider abschminken. Aber so oder so: Nerven dafür hat von uns sowieso niemand mehr. Als wir endlich wieder Empfang haben, erreichen wir die anderen. Tatsächlich - auch sie waren auf der selben Straße unterwegs nur viel weiter vorne (Dank des "Bleifußs" der anderen Fahrerin :D). Irgendwann ist ihnen ein Truck entgegen gekommen. Ja genau, so ein Auto das für "Offroad-Abenteuer" geeignet ist. Kein Plastik-Leihwagen. Die Fahrer des Trucks müssen große Augen gemacht haben und haben nur gelacht und den Kopf geschüttelt und sich gefragt, wie die anderen mit ihrem Auto soweit kommen konnten. Die schlechte Nachricht: Die Straße wird noch schlechter (keine Ahnung wie das überhaupt möglich sein soll) und es sind noch über 20 Km bis Baddeck. Also darf auch unser anderes Auto wieder den gesamten Weg zurückfahren und wir verabreden uns ins Baddeck. Wir wollen uns den Hafen anschauen und danach gemeinsam für ein BBQ einkaufen. Eine kleine Grillparty haben wir jetzt nötig und uns -mehr oder weniger- verdient. Wir schauen uns den kleinen Hafen an und dann geht es zum Supermarkt. Die Jungs kaufen sich Unmengen an Fleisch und ich traue es ihnen niemals zu so viel zu essen. Ich werde aber eines Besseren belehrt und mir wird fast übel, wenn ich mir vorstelle so viel Fleisch essen zu müssen. Unser Abendessen ist mal wieder ein Festmahl. Ich mache selbstgemachten Apfelstrudel für alle - und ich muss sagen, dass er schon ziemlich gut war. Ein bisschen Eigenlob darf auch mal sein. Nachdem wir insgesamt über 3 Stunden kochen & essen (Vorspeise = selbstgemachte Kürbissuppe; Hauptgang = BBQ, Salat, Ofenkartoffeln, Gebratenes Gemüse etc.; Nachtisch = Apfelstrudel mit Vanilleeis) sitzen wir noch lange in die Nacht zusammen und spielen Karten & Beerpong, trinken, quatschen und lachen. Unser "kleiner Umweg" vom Nachmittag ist schon wieder vergessen und wir genießen den letzten Abend bevor es wieder zurück in die Realität des Unilebens geht. Am nächsten Morgen frühstücken wir wieder früh und verlassen das Haus gegen halb 10. Auf dem Rückweg fahren wir einen kleinen Umweg, um noch einmal kurz an einer kleinen Bucht zu halten. Auch wenn es unsere Fahrtzeit verlängert, es lohnt sich! Wir sehen Seehunde, die vor der Küste ein wenig vor sich hinschwimmen. Als wir am späten Abend wieder an der Saint Mary's einkehren, sind wir alle fix und fertig. Ich falle halbtot in mein Bett und schlafe schnell ein. Fazit: Es war ein perfektes Wochenende. Sogar mit unserem Abenteuer. Unsere Gruppenkonstellation hätte nicht besser funktionieren können. Ein Traumhaus, Traumwetter, Traumwochenende.
Der noch angenehme Teil der Horrorstrecke |