Nachdem ich nun schon so oft davon berichtet habe, dass ich sehr viel Zeit damit verbringe tatsächlich zu studieren, dachte ich es ist an der Zeit einen kleinen Post meinem Unileben zu widmen :-)
Die Saint Mary's University (SMU) in Halifax besteht schon seit 1802 und ist damit die älteste Universität in ganz Kanada. Dieser Ruf wird natürlich von der Uni sehr gern hervor gehoben und auch immer wieder betont. An der SMU studieren rund 12.000 Studenten (wobei ich die Zahl eher vom Hören-Sagen erfahren habe) und ist dementsprechend eher eine kleine Uni. Viele Gesichter in den Fluren erkennt man wieder. Und auch die Professoren kreuzen öfter einmal meine Wege, wenn ich in der Universität unterwegs bin. Besonders auffällig ist der hohe Anteil an internationalen Studierenden an der SMU. Mehr als ein viertel aller Studierenden kommt nicht aus Kanada. Aus über 80 (inzwischen bestimmt schon mehr) verschiedenen Ländern haben sich Studierende dazu entschlossen in Halifax zu studieren. Darunter europäische Länder (z.Bsp. Deutschland, Belgien, Schweden, Frankreich etc.), China, Japan, Indien, Sudan, Mexico, den USA, Ghana .. usw. Tatsächlich musste ich ganz peinlich berührt feststellen wie schlecht ich doch manchmal im Erdkundeunterricht aufgepasst haben muss. Wobei ich mich auch ein bisschen frage, ob wir jemals dort über das Land Antigua gesprochen haben. Sehr viele Studenten kommen von den karibischen Inseln hier an die SMU, da diese ein besonderes Abkommen haben. Mir war es wirklich unangenehm, dass ich noch nie von Antigua gehört hatte, und alle anderen natürlich wussten wo Deutschland ist. Das hat mir mal wieder gezeigt, dass es noch so viel mehr gibt, dass man sich bewusst machen kann und sollte. Die Unterschiede in der Herkunft der internationalen Studierenden kann man zur Zeit ganz gut an unserer Kleidung erkennen. Während kälteerprobte Kanadier in kurzen Hosen und Tshirt nach draußen gehen, erkennt man uns Deutsche an den leichten "Herbstjacken" und alle Bewohner der Karibischen Inseln oder zum Beispiel Mexiko an den dicken Winterjacken. Meine antiguanische Mitbewohnerin macht sich jetzt schon ein bisschen Sorgen, wie sie den anstehenden Winter überstehen soll. Schließlich ist sie eine dauerhaft warme Tempertur gewohnt. Ich merke gerade, dass ich ein wenig abschweife von meinem eigentlichen Plan - aber manchmal sind auch diese Kleinigkeiten in meinen Augen besonders spannend.
Zurück zur SMU: Unser Unigelände ist dennoch sehr großzügig und ich habe einmal versucht auf der folgenden Karte meine "wichtigen" Orte zu markieren. Rot markiert erkennt man meine Unterkunft - das kleinste der drei Wohnheim. Wie man erkennt sind alle wichtigen Gebäude (d.h. Wohnheim, Unigebäude und die Bib) miteinander verbunden. Ich kann also aus meinem Schlafzimmer bis zu meinem Klassenraum oder der Bib laufen, ohne einmal an die frische Luft zu müssen. Am Anfang hat mir das nicht so richtig eingeleuchtet. Warum sollte man denn nicht raus wollen? Nachdem es aber am vergangenen Wochenende drei Tage lang gestürmt und wie aus Eimern geregnet hat, kann ich es inzwischen sehr gut verstehen. Einzig und allein das Fitnesstudio und die Unibar sind nicht mit dem großen Gebäudetrakt verbunden. Ich hoffe, dass man das ein wenig in der Karte erkennen kann.
So sieht das ganze dann in Farbe aus. |
Mein Wohnheim befindet sich in den etwas kleineren Gebäuden zwischen den beiden Hochhäusern. Die beiden Türme sind die anderen beiden Wohnheime: Loyola und Rice. Meine Freunde verteilen sich eigentlich über alle drei Wohnheime, so dass ich überall schon einmal zu Besuch war. Mein Zimmerfenster schaut leider (aber auch zum Glück) nicht raus auf das Sportfeld. Von den anderen habe ich gehört, dass sie den Lärm von den verschiedenen Sportgruppen bereits morgens ab 7 Uhr und bis abends 11 Uhr genießen dürfen. Das Flutlicht ist nochmal eine ganze andere Sache. Ich frage mich manchmal, ob ich lieber das in Kauf nehmen würde, als den Parkplatz vor meinem Fenster an dem jeden Abend betrunkene Studenten abgeholt werden. An Wochenende kann es vor meinem Fenster schon das ein oder andere Mal richtig laut werden. Streit, lautes Singen und der ein oder andere Gras- und Zigarettengeruch schleicht sich dann durch mein offenes Fenster. Aber irgendwie habe ich mich daran schon gewöhnt. Genauso wie an den morgendlichen Weg aus meinem Zimmer, vorbei an den Briefkästen, zur Diner Hall. Weiter geht's durch den Kellerdurchgang zu den Unigebäuden. Meine Wege zwischen den verschiedenen Räumen sind super kurz und so gehe ich immer erst 10 Minuten vor Unterrichtsbeginn los. Die Klassenräume sind teilweise im selben Zustand wie in Gießen (Überbleibsel aus vergangenen Zeiten) aber zu Großteil alle renoviert und super ausgestattet. Keine alten, sperrigen Overhead-Projektoren, sondern digitale Dinger, die sogar normales Papier lesen und an die Wand projizieren . Whiteboards. Leinwände, die automatisch aus der Decke kommen. Soundsysteme. Am Anfang wirklich beeindruckend. Inzwischen irgendwie alltäglich. Besonders bekannt ist die SMU für ihre "Sobey School of Business". Dementsprechend gibt es unglaublich viele Studenten im Businessbereich. Daneben gibt es noch ein Programm, dass sich auf das Englisch lernen fokussiert. In diesem Programm sind eigentlich überwiegend asiatische Studenten vertreten. Sie lernen hier Englisch von Grund auf. Daher ist es oftmals schwer sich mit vielen chinesischen oder japanischen Studenten zu unterhalten, weil diese noch ganz am Anfang ihrer Englischkenntnisse stehen.
An einem Nachmittag bin ich einmal ein bisschen durch die Uni gelaufen und habe versucht ein bisschen zu fotografieren. Man möchte ja nicht unbedingt immer dadurch auffallen, dass man überall stehen bleibt und Fotos macht. Nicht, dass die Leute noch denken ich stalke hier Studenten.
Arbeitsbereich in der BIB |
Glasübergang zwischen Gebäuden |
Es ist ziemlich bequem alle wichtigen Dinge so direkt vor der Haustür zu haben. Leider verleitet das auch oft den Campus nicht zu verlassen. Aber ich gebe mir Mühe so oft wie möglich raus zu kommen, um etwas besonderes zu unternehmen. Am 18. Oktober steht ein Inselausflug an. Feiern in der Stadt geht auch an dem ein oder anderen Wochenende und im nächsten Post werde ich von meinem Wanderausflug zum Cape Split berichten! Also da wartet noch so einiges. Und nicht zu vergessen an diesem Wochende ist THANKS GIVING. Ein ganz große Sache hier. Ich habe zwar noch keinen Plan, aber mir wird schon noch etwas einfallen :).
Bis dahin,
Nicole