Dienstag, 29. September 2015

Age Quod Agis


Gerade bin ich sehr überrascht. Es ist schon mehr als 10 Tage her, dass ich das letzte Mal von mir hören lassen habe. Vorbei sind die guten Vorsätze alle 2-3 Tage hier einen kleinen Post zu hinterlassen. Es liegt natürlich zu einem großen Teil an meiner Faulheit, aber auch nicht unwesentlich daran, dass mich die Uni hier ziemlich viel in Anspruch nimmt. Aber das wird sich vielleicht ab heute bessern, denn ich werde so wie es aussieht einen Kurs "auditen". Das bedeutet, dass ich zwar weiter zum Unterricht gehen werde, ich aber keine Hausaufgaben abgeben oder die beiden Klausuren schreiben muss. In Gießen wäre dieser Kurs nämlich auch nur ein Sitzschein und wozu der extra Stress? Ich habe das Gefühl ich mache nichts anderes mehr als lesen. Gut, nachher hier im Post zeigt sich, dass ich natürlich auch andere Dinge mache, aber mein Tagesablauf gestaltet sich schon maßgeblich nach der Lektüre, die unbedingt noch gelesen werden muss. Immerhin drei Bücher habe ich schon fertig. Ich glaube ich werde in dieser kurzen Zeit mehr lesen als sonst in einem Jahr. 

Mein aktueller Tagesablauf sieht meistens so aus: Ich stehe morgens gegen 8 Uhr auf und lese erstmal eine Runde im Bett. Bis ich dann gegen 9 Uhr zum Frühstück gehe. Nachdem dann ein Bagel gegessen und die erste Tasse Kaffee des Tages getrunken wurde, geht es zu meinem ersten Kurs um 10 Uhr. Nachdem dieser fertig ist, wird die Zeit bis zum Mittagessen produktiv genutzt und natürlich: Gelesen.
Morgendliches Lesen im Bettchen
Nachdem ich am Ende des Mittagessen dann die zweite Tasse Kaffee des Tages getrunken habe, geht es bis zur nächsten Klasse, wenn es das Wetter zu lässt nach draußen, um dann (ja genau) ZU LESEN. Das sieht dann meistens so aus: 


Mittagspausenlektüre

Dann geht es entweder um 13 Uhr oder um 14.30 Uhr mit dem nächsten Kurs weiter. Und da ich ja nicht nur lesen muss, sondern auch ab und zu mal an meinen Essays arbeiten muss, bzw. den Kursinhalt nacharbeiten muss, geht es am Nachmittag entweder an den Schreibtisch in meinem Zimmer oder in die Bibliothek der Uni. Die ist wirklich richtig schön. Sehr modern, viele Arbeitsplätze mit gemütlichen Sesseln. Stille Arbeitsräume usw. Zum Glück geht es nicht nur mir hier so. Oft gehen wir mit mehreren Leuten gemeinsam in die Bib, damit man sich ein wenig gegenseitig bemitleidigen kann (und die dritte Tasse Kaffee des Tages trinken kann).
Das sieht dann so aus: 

gemeinsames Leiden im Arbeitsraum


Stille Arbeitsbereiche in der BIB

Nach dem Abendessen lerne ich dann aber meistens in meinem Zimmer. Die BIB hat dann zwar noch offen, aber dann ist es irgendwie gemütlicher, wenn man im eigenen Zimmer ein bisschen Musik hören kann und seine Lektüre gemütlich im Bett liest. Aber ich will ja hier nicht das Bild trügen. Ich mache schon sehr viel für die Uni. Mehr als zu Hause. Aber es ist nicht so, dass mein Leben sich nur um das Lernen dreht. Nein, ein bisschen Spaß darf sein. Ich bin zwar zum Studieren hier, aber will ja auch einen Einruck von Land und Leuten bekommen bzw. eine gute Zeit mit meinen neuen Freunden verbringen. Zu diesen schönen Ablenkungen gehört zum einen der Sport im Gym. Es macht den Kopf frei und man lernt immer wieder neue Leute kennen oder hat mit den schon bekannten eine gute Zeit, wenn man gemeinsam auf dem Spinning-Bike schwitzt. Neben dem Sport gab es natürlich aber auch noch viele andere schöne Ablenkungen. So sind wir natürlich beim ein oder anderen Sportereignis der Uni gewesen. Haben Fußball, Rugby und Football geschaut. Meistens hat aber keines der anderen Mädchen Lust dazu, so dass ich alleine mit den Jungs unterwegs bin. So sieht das dann auch meistens aus, wenn wir abends mal ein Bierchen trinken. Oft bin es nur ich mit den Jungs. Da wird man ziemlich schnell zum Beziehungsberater und darf mal ein paar Tipps aus Frauensicht los werden. Am Wochenende sind wir dann auch einmal ins Haus einer Französin, die nicht im Wohnheim wohnt. Dort haben wir dann ganz entspannt ein bisschen gefeiert. Unter der Woche ist das eher nicht drin, aber im Kino um die Ecke gibt es einen 5€-Kinotag. Wir waren jetzt schon zwei Dienstage hintereinander dort und haben uns einen Film angeschaut. 

Spinning-Raum
Sonntags Fußball gucken

Gorsebrook - die Unibar

Kino-Nacho-Box
Ganz nah an unserer Uni gibt es auch einen wunderschönen Park, der sich direkt an der "Spitze" von Halifax befindet und man daher auf der Meer bzw. die Hafenbucht schauen kann. Dort hin geht es so oft es uns das Wetter erlaubt. Hier zu lesen macht ja auch gleich viel mehr Spaß, als in der Bib oder meinem Zimmer. Neben den alltäglichen Ablenkungen gab es natürlich auch ein paar größere Aktionen. Am vergagenen Wochenende war ich jeden Tag unterwegs (dementsprechend ist das Lesen auch eher ein wenig zu kurz gekommen, aber naja). Am Samstagabend sind wir auf das Halifaxer Oktoberfest gegangen. Oktoberfest, ja ganz genau. Ich war wirklich darauf gespannt, was die Kanadier unter dem Oktoberfest verstehen. Tatsächlich steht auf der Bühne eine Band, die deutsche Blasmusik durch das blau-weiße Zelt schmettert. Es gibt ein Schnitzelhaus, Brezeln, sogar Sauerkraut. Und scheinbar typisch deutsche Spiele (Hau den Lukas etc.). Aber was es leider nicht gibt (und das hat mich wirklich traurig gemacht) ist deutsches Bier. Das wir das Bier aus Plastikkrügen trinken müssen, ist die eine Sache. Aber das es kein schönes, leckeres deutsches Bier gibt, enttäuscht mich schon. Aber ansonsten ist das Fest super. Gute Stimmung, laute Musik. Viele Deutsche natürlich auch. So lerne ich dann auch schließlich die Großgruppe an Deutschen kennen, die alle auf die SMU gehen. Unser Sudanese, der Franzose und der Kanadier haben eine super Zeit und wollen alle uns in Deutschland besuchen. Am besten haben mir aber die Leute gefallen, die dachten, dass sie sich sehr "deutsch" angezogen hatten. Komische Socken, Stirnbänder , ein Piratenkostum als Dirndl ... es war sehr sehenswert. Achja und Helene Fischers "Atemlos" hat es natürlich auch bis nach Halifax geschafft. Und ja, ich habe es lauthals mit gegröllt. Am darauffolgenden Sonntag sind wir dann mit einer bunt gemischten Gruppe Richtung Boothaus gelaufen. Es sollte der letzte sonnige Tag der Woche sein und wir wollten die Chance nutzen und ein bisschen Kanu fahren. Leider war es am Nachmittag so windig, dass sie uns nicht mit den Kanus rauslassen wollten. Anstatt Kanu zu fahren lagen wir auf einem Steg ein bisschen in der Sonne und genossen das unfassbar schöne Wetter. Ich habe mir wohl meinen letzten Sonnenbrand in 2015 geholt und war tatsächlich im eiskalten Atlantik schwimmen. Danach ging es noch für ein Eis an die Waterfront. Abends konnte ich dann das Naturspektakel schlechthin beobachten. Die Mondfinsternis sah wirklich unglaublich beeindruckend aus! Gemeinsam mit meiner ganzen Etage wanderten wir abends um 10 zu einem Hügel, wickelten uns in Decken ein und beobachteten wie sich der Mond blutrot tränkte! Beeindruckend! Neben bei habe ich eine weitere Kanadiern kennen gelernt, die super nett ist und mich direkt einmal zum Frühstück eingeladen hat. Extra für mich hat sie Bacon, Eier und French Toast vorbereitet. So konnte ich dann auch endlich das erste Mal "Maplesirup" also Ahornsiruo probieren. Super süß - aber in der richtigen Dosis wirklich lecker. Jessica wohnt in einem Seniorapartment, d.h. sie hat eine eigene Küche und teilt sich diese mit nur einem Mitbewohner. Sie hat mir schon gesagt, dass sie mich demnächst mit feiern nehmen will. Ich bin gespannt und freue mich darauf. Aber zunächst muss ich erstmal weiter arbeiten - morgen habe ich meinen ersten TEST. 
Uiuiu na dann mal an die Arbeit...


Park in Uninähe

Point Plesant Park

Park

Lernen im Park















PS: Vor lauter durcheinander habe ich ganz vergessen zu berichten, dass wir sehr lecker und schick (und teuer!) Essen waren. Bei einem Italiener. Das Essen war super, genauso das Ambiente und der Wein. Manchmal muss man sich ein bisschen etwas gönnen ....




...... wenn dieser Stapel darauf wartet von mir gelesen zu werden!