Nachdem ich im letzten Post von meinem ersten Wanderabenteuer berichtet habe, folgt heute gleich das Nächste. Doch bevor ich von meinem Ausflug zu den Mc Nabs Islands berichte, will ich kurz einmal ein paar neue Einblick in mein Unileben geben. In den vergangenen Wochen habe ich natürlich wieder viel gearbeitet. Zur Zeit sind "Midterms", d.h. die Klausuren nachdem die Hälfte des Semesters vorüber ist. Geht man zur Zeit durch die Uni sieht man viele gestresste Gesichter. Ich sehe ganz genauso aus. In dieser Woche hatte ich zwei Klausuren und ein Essay war fällig. Unsere Bibliothek platzt aus allen Nähten und gestern war nicht der erste Abend den ich bis 23 Uhr dort verbracht habe. Wir investieren alle sehr viel Zeit - wir wollen ja nicht nach Hause kommen und das gesamte Semester noch einmal wiederholen müssen. "Ist halt nicht nur Spaß und Urlaub" - könnte man jetzt sagen. Trotzallem möchte man es sich ja noch so angenehm wie möglich machen. Deswegen gibt es neben dem Lernen natürlich auch noch einige andere Dinge zu berichten:
Thanksgiving...
....war nämlich auch hier im Oktober. Für die Kanadier ist dieses Fest (fast) wichtiger als Weihnachten. Selbst, wenn viele gar nicht wissen warum Thanksgiving gefeiert wird. Tatsächlich hat Kanada ein anderes Thanksgivingdatum als Amerika. Beim "Erntedankfest" geht es hier vorallem darum gemeinsam mit der Familie, den engsten Freunden und Vertrauten Zeit zu verbringen. Und natürlich geht es um Essen. Viel Essen! Neben dem klassischen Truhthan wird Gemüse, Kartoffeln und viele weitere Beilagen aufgetischt. Zu diesem Anlass fiel sogar am Montag die Uni aus. Da Thanksgiving das Fest der Familie ist, fragt man sich natürlich was man selbst an diesem Tag so macht - schließlich ist meine Familie auf der anderen Seite des großen Teichs. Aber natürlich gibt es auch dafür eine Lösung: Wir feiern gemeinsam mit über 30 Leuten in einem Haus einer Deutschen. Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass wir nicht NUR Deutsche waren. Nein, viele junge Kanadier, Inder und noch mehr Nationalitäten kamen zusammen. Alle von uns waren weit entfernt von ihren Familien und kamen so zusammen um gemeinsam zu Essen und zu Trinken. Ein riesen Buffett mit unglaublich leckerem Essen (Ich habe Blätterteigtaschen beigesteuert) - angefangen zu Essen habe ich gegen 15 Uhr, aufgehört gegen 23 Uhr. Neben dem Truthan darf natürlich die offizielle Thanksgivingrede nicht fehlen. Antik, einer unserer Gastgeber, hält eine sehr berührende Rede und nicht nur meine Augen sind danacht etwas feucht. Er erzählt, dass er in diesem Jahr viele Menschen in seinem Leben verlieren musste und er trotzalledem sehr dankbar ist, dass er heute im Kreis seiner alten und neuen Freunde sein kann. Mein aller erstes Thanksgiving überhaupt - genial :)
Unser "Turkey" |
Halloween is coming ...
... und das sieht man wirklich überall. Hier sind alle unglaublich verrückt nach Halloween. In der Nachbarschaft sind schon etliche Häuser dekoriert. Riesige Spinnennetze, Kürbis leuchten in der Nacht und das ein oder andere Mal sieht man irgendwelche blinkenden Monster. Als ich gemeinsam mit einer Freundin zu einer Mall zum Shoppen fahre, entdecken wir einen riesigen Halloweenladen. Hier gibt es wirklich alles an KrimsKrams und Kostümen was man sich nur vorstellen kann. Ob Plastikspinne oder doch lieber die 150€ teure Hexe für den Vorgarten - alles was das Halloweenherz begehrt. Wir fühlen uns tatsächlich ein wenig verloren. Irgendwie ist das schon ein wenig seltsam. WARUM sollte man 150€ für eine mechanische Plastikhexe ausgeben, die dann in meinem Vorgarten rumkichert?? Naja, um den ganzen Trubel ein bisschen besser nachvollziehen zu können, werden wir am 31. Oktober an einer großen Halloweenparty teilnehmen. Ich habe zwar noch kein Kostüm, aber da man hier an Halloween nicht gruselig sein muss, sondern auch als Prinzessin oder Indianer kommen kann, sollte das kein Problem werden. Ein ganz genauer Bericht wie gruselig es dann war, folgt dann Anfang November :)
Vielleicht doch ein Gru-Kostüm? |
...oder als Beerpongbecher? |
Saint Mary's....
....hat auch ein paar neue Bilder zu zeigen. Da es über die Feiertage unglaublich ruhig war, hatte ich Zeit einmal durch die Uni zu streifen und Sachen zu fotografieren, die sonst von Leuten überlaufen sind. Unter anderem unser Dinnerhall - der Ort an dem ich 3x am Tag esse. Neben einer Salattheke, eine Pizzatheke, einer Suppenstation und einer Sandwich-Station (Sie werden wie bei Subway zubereitet), gibt es 3 verschiedene Ausgabetheken mit varriierden Angeboten. Außerdem war auch unser Gym richtig leer. Gemeinsam mit ein paar Senioren war ich am Thanksgivingwochenende eine der wenigen Frühsportler.
Der Herbst ist da ...
... und das heißt Halifax verwandelt sich in ein kunterbuntes Städtchen. Naja, die Stadt selbst verwandelt sich natürlich nicht - aber die Natur. Am letzten Wochenende hatten wir einen wunderschönen Herbsttag - strahlend blauer Himmer, warm genug um nur einen Pullover zu tragen. Die Chance habe ich genutzt und bin gemeinsam mit einer Freundin zu einem Herbstspaziergang im angrenzden Park aufgebrochen. Die beste Lernpause der Welt! Raus aus der Bib, weg von den Büchern und raus in den Park. So langsam färben sich die Blätter rot - der "Indian Summer" naht. Leider wird er hier in Halifax nicht ganz so intensiv sein... aber: am Wochenende fahren wir mit 8 Leuten in ein Ferienhaus in Cape Breton. Dort soll der Indian Summer in seiner ganzen Intensivität zu sehen sein, d.h. feuerrote Bäume überall! Unser kleiner Spaziergang war aber immerhin ein kleiner Vorgeschmack, der die Vorfreude auf das kommende Wochenende nur noch steigert! :)
Und zuletzt : Mc Nabs Island...
... ein wunderschöner Sonntagsausflug. Mc Nabs Island ist eine Insel direkt in der Bucht vor Halifax. Mit dem Wassertaxi dauert die Überfahrt ca. 20 Minuten rüber auf die Insel. Der Ausflug am vergangengen Sonntag war der 20 jährige Geburtstag der Gruppe, die sich ehrenamtlich um den Erhalt der Insel kümmert. Heute nur noch ein Naturpark und ein Erholungszentrum vor den Toren der Stadt, war die Insel in beiden Weltkriegen ein Stützpunkt des Militärs (auch wenn nie ein Angriff statt fand). Besonders im zweiten Weltkrieg diente Mc Nab dazu mit sogenannten "U-boot-Netzen" das Eindringen von deutschen Ubooten in den Hafen von Halifax zu verhindern. Gemeinsam mit zwei deutschen Mädels machte ich mich also um 8 Uhr morgens auf den Weg, um den ganzen Tag auf der Insel zu verbringen. Da unser Bus mal wieder zu spät war (Busse kommen hier generell nur dann wann sie wollen- oder auch mal gar nicht), mussten wir rennen, um noch vorher schnell einen Kaffee und ein kleines Frühstück bei Tim Hortons zu ergattern. Meine geliebte Dinnerhall macht an Wochenenden nämlich erst um 9 Uhr auf. Nachdem wir unter Hast unser Frühstück verschlungen haben, geht es auf die Fähre. Gemeinsam mit 190 anderen Passagieren (die meisten Senioren und fast alle Kanadier) setzen wir über nach Mac Nab Island. Vor Ort werden vier verschiedene Wandertouren mit Führung angeboten. Wir entscheiden uns für die Beachtour. Genau die richtige Entscheidung, denn neben uns, der Fühererin und einem Pärchen, will nur noch eine ältere Dame mit. Upps - kurzer zwischen Vermerk: Es will niemand mit weil es kalt ist. Eiskalt! Bei um die 0 Grad möchte eigentlich niemand außer uns am windigen Stränden heurmwandern. Schon am Morgen habe ich das Gefühl, dass ich heute Abend unbedingt in die Sauna muss - Zurück zur älteren Dame. Es stellt sich heraus, dass sie als junges Mädchen auf der Insel aufgewachsen ist. Dort in einem Leuchtturm gelebt hat, da ihr Vater der Wärter war. Ihre ganze Jugend verbrachte sie auf der Insel und teilt während der Wanderung ihre wirklich spannenden Geschichten mit uns! Was ein Glück wir heute doch haben! Wir wandern von 10-16 Uhr einmal quer über die Insel. Die Natur, die wir hier sehen dürfen, lässt und die Kälte ganz schnell vergessen. Es ist wunderschön - manchmal trau ich meinen Augen kaum. Unsere Führerin (eine Geologin) versorgt uns während wir staunen mit Information über Erosion und andere Themen (von denen ich aber nicht alles mitbekommen habe - ich war zu sehr mit "Gucken" beschäftigt). Unsere kleine Gruppe ist sehr angenehm und wir haben viele gute Gespräche. Am Ende des Tages sind wir zwar komplett durch gefroren, aber an vielen wunderbaren Eindrücken reicher! Achja, und die Sauna hat uns dann auch wieder aufgewärmt :)