Mittwoch, 9. Januar 2013

Tara - immer noch!




It’s been a while … 


Deko in Tara
… since we have seen something else then Tara. Wir schreiben den TAG 21 in der Abgeschiedenheit der “Kleinstadt“ Tara, Queensland, Australien. Es ist der erste Tag im neuen Jahr 2013. Die Welt ist also nicht am 21.12 untergegangen (auch wenn wir hier einen Sturm hatten, der das vermuten ließ), zu viele Plätzchen von Weihnachten sind über, man ist müde von der Silvesternacht, man glaubt noch an den alljährlichen Vorsatz abzunehmen und ein besserer Mensch zu sein. Typisch erster Januar.
Lagoone
Seit genau 3 Wochen befinden wir uns schon in Tara, manchmal können wir es gar nicht fassen. An noch keinem Ort in Australien sind wir so lange geblieben. Die gute Nachricht: wir sind nicht vor Langeweile dahin geschieden, wie wir es erwartet hatten. Manchmal waren wir jedoch kurz davor. Man kennt das ja- zu viel Langeweile und man neigt dazu dumme Sachen zu machen. Zum Beispiel sich die Sofakissen um die Ohren hauen, oder (hoffentlich unbeobachtet) sehr verrückt zu tanzen. Langeweile birgt Kreativität. Oder eben Wahnsinn. Seit unserem letzten Eintrag ist viel passiert, oder auch eben nicht. Weihnachten ist an uns vorüber gezogen, ebenso Silvester. Ein neues Jahr steht vor der Tür und wir realisieren, dass es gar nicht mehr so lange ist (127 Tage um genau zu sein) bis wir wieder in der Heimat sind. Dabei haben wir noch so viel, was wir sehen, machen und erleben wollen. Momentan befinden wir uns in der Planungsphase, aber haben irgendwie noch keinen richtigen Plan. Jedoch werden wir wohl noch zwei weitere Wochen hierbleiben, damit wir volle 5 Wochen gearbeitet haben. Unsere „Gute-Laune-Liste“ macht uns inzwischen noch mehr gute Laune.
 Bald können wir über jedes Buch und jeden Film mitdiskutieren. Die Speisekarte des Hotels haben wir jetzt fast schon komplett durchprobiert. Unsere zukünftigen Wohnungen werden blitzsauber sein, was die Kleidung nicht daran hindern wird überall auf dem Boden zu liegen, denn wenn man dann mal einen Kleiderschrank hat, will nichts in ihm bleiben. Sudoku-Wettbewerbe werden für uns ein leichter Sieg. Kangoroos verfolgen machen wir mit verbundenen Augen. Der Hals und die Mundwinkel sind noch in recht gutem Zustand und es wird immer weiter genickt und gelächelt. So viel zu unserem momentanen Befinden.

„Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr“ – NICHT.

Unser Fest der Liebe dieses Jahr war – wie soll man es beschreiben?- anders. Anders heißt nicht schlecht. Unsere Erwartungen waren eher mäßig. Wir sahen uns schon am Weihnachtstag den ganzen Tag weinend und allein unter einem Plastiktannenbaum sitzen. Doch da kam ein Engel, namens Catherine, und lud uns dazu ein, Weihnachten mit ihr und ihrer Familie zu feiern. Am Christmas Eve, dem 24. Dezember arbeiteten wir beide abends in der Bar. Es fühlte sich komisch an am eigentlichen Weihnachtstag zu arbeiten. Für die Australier ist das eigentliche Weihnachten (auch die Geburt Jesu) erst am 25. Dezember. An diesem Tag sind wir zu Familie Moran eingeladen. Morgens bevor wir abgeholt werden, haben wir beide aber auch noch unser ganz kleines, privates Weihnachtsfest. Das Hotel ist an diesem Tag geschlossen, wir sind allein. Früh morgens gehen wir in die Hotelküche, machen uns Frühstück und setzen uns in große Ohrensessel vor unseren Plastikweihnachtsbaum im Speisezimmer des Hotels. Weihnachtsmusik klingt im Hintergrund und wir genießen die Ruhe, auch wenn wir uns etwas allein fühlen. Eine Tradition darf bei uns beiden nicht fehlen: deutsche Plätzchen. Die Australier backen keine. Wir müssen aber. Wir ziehen unsere Nikolausmützen auf, suchen in der Küche alles zusammen und fangen an. Etwas unsicher sind wir uns bei der Art und Weise wie wir die Plätzchen backen sollen, denn die Großküchenöfen sind uns etwas unheimlich. Am Ende klappt es natürlich doch und unsere Plätzchen können sich – so finden wir- wirklich sehen lassen. Ja, wir wissen: Eigenlob stinkt. 


Gegen Mittag holt uns Catherine mit ihrer Schwester Monica ab. Wir fahren erst noch zu Kylie,die auch mit uns arbeitet, um ihr und ihren Kindern Geschenke zu bringen und Frohe Weihnachten zu wünschen. Sie wohnt außerhalb von Tara. Wirklich mitten im Nirgendwo. Keine richtige Straße und rund ums Haus nur riesige Felder und Kühe. Dann geht es weiter zu den Morans. Auch Morans wohnen etwas außerhalb auf einem großen Grundstück. Da wir noch auf Catherines Mutter warten müssen, die am Weihnachtstag leider arbeiten muss, nimmt Catherines Vater uns mit, um uns die Farm und ein paar Kangoroos zu zeigen. Zu den Feldern sitzt noch Catherine am Steuer, da ihr Vater schon etwas getrunken hat. Als die Straße jedoch dann endet, übernimmt er das Steuer. Und es dauert auch nicht lang, da sehen wir die ersten Kangoroos übers Feld hüpfen. Wie fahren mittlerweile 50 km/h mitten übers Feld und holen die Kangoroos trotzdem nicht ein. Auch als plötzlich Büsche (irgendwie fast kleine Bäume mit massivem Stamm) vor uns auftauchen, macht der Vater keinen Halt. Wir sitzen ja in einem robusten Jeep, da kann man die Büsche einfach überfahren. Ohne zu wissen wohin rasen wir durchs Gebüsch immer noch den Kangoroos auf der Spur. Besonders Nicole, die auf dem Beifahrersitzt Platz genommen hat, hat ihren Spaß beim Video drehen und Fotos machen. Vor uns hüpfen teilweise um die 20 Kangoroos und versuchen zur Seite über den Zaun zu hüpfen, manchmal gelingt es ihnen gut, manchmal bleiben sie jedoch leider im Zaun hängen und brauchen mehrere Anläufe. Es hört sich grausig an, war jedoch echt witzig. Und wenn nicht Weihnachten gewesen wäre, hätte der Vater auch mal eins umgefahren. Für die Australier sind die Kangoroos nämlich eine Plage und keine süßen Wildtiere. Hier sehen wir wie unglaublich groß die Grundstücke hier sind. Wir fahren weit, wir beide keine Ahnung wo wir sind und überall sieht man nur weite Felder und den Horizont.
Wieder bei den Morans angekommen ist auch Catherines Mutter von der Arbeit wieder da und langsam trudeln Omas und Onkels ein. Es ist ein schönes Gefühl so einen ganz normalen Familientag einmal wieder zu erleben. Besonders, da uns so manches auch an zu Hause erinnert.

Dann kommt es zur Bescherung und eins können wir sagen, so viele Geschenke haben wir wirklich noch nie unter einem Baum liegen sehen. Bescherung und Essen finden im Garten an einem Schattenplätzchen statt, denn im Haus ist es viel zu warm. Genau wie zu Haus schenken sich die Geschwister gegenseitig etwas, Mama und Papa bekommen Geschenke, es wird sich gegenseitig umarmt, sich bedankt und das ein oder andere Mal über ein Geschenk gelacht. Wie zu Haus. Auch wir gehen nicht leer aus, es gibt Schokolade und kleine Andenken an Tara, sogar Catherines Oma hat etwas für uns- einen Gutschein für den örtlichen Schreibwarenladen. Das hat uns wirklich berührt. Diese Menschen kennen uns nicht. Sie wissen nur, dass wir zwei Mädchen aus Deutschland sind, die dieses Jahr Weihnachten allein sind. Sie wissen nicht, ob wir nett und ehrlich sind, oder doch nur unartige Mädchen (wir sind natürlich nett und ehrlich). Trotzdem schenken diese Leute uns etwas. Wir beide können ehrlich sagen, dass es uns sehr, sehr schwer fiel unsere Tränen zurück zu halten. Wir hatten natürlich auch ein kleines Geschenk für die Familie. Als ein Onkel unsere Karte laut vorliest und danach zu uns sagt, dass wir heute ein Teil der Familie sind und sie sich freuen uns bei sich zu haben und uns dann noch umarmt, sind wir aufgelöst und schauen uns nur mit wässrigen Augen an.
Fliegendes Kangaroo - genau hinsehen!
Dann gibt es leckeres Essen, Schwein, Hähnchen, Salate, Gemüse und allerlei Leckereien. Doch bevor das Festessen eröffnet wird, passiert noch etwas Besonderes. Auntie, eine Tante der Mutter, die Nonne ist spricht ein Gebet. Wir sitzen alle zusammen am Tisch, alle sind still, nur diese unglaublich alte Dame, mit einer besonderen Ausstrahlung, spricht. Sie bedankt sich dafür, dass alle zusammen sind und die Nächstenliebe sogar Menschen aus der Ferne – uns- an den Tisch gebracht hat. Wir beide sind tief berührt. Tränen in den Augen und eine Gänsehaut. Ziemlich viel geweint, jetzt reicht es, denken wir uns und laden uns gemeinsam mit den anderen unseren Teller voll. Nachdem wunderbaren Essen steigen alle mit einem Bierchen, oder einem Wein in den Pool. Man sitzt einfach dort, genießt die Abkühlung, erzählt sich Geschichten und lacht gemeinsam. Die älteren Damen haben natürlich nicht ihren Bikini ausgepackt. Zwischendurch gibt es noch einen sehr leckeren Nachtisch und der Nachmittag zieht schnell vorbei und es ist Abend. 

 Wir bedanken uns bei Morans und werden von einer der Schwestern (wir haben gar nicht erwähnt, dass es 6 Kinder sind) zurück zum Hotel – nach Haus- gefahren. Es war ein wunderschöner Tag, wir sind so unglaublich dankbar, dass es Menschen, wie Familie Moran, gibt, die unsere Reise zu etwas ganz besonderem und unvergesslichem machen!
Am zweiten Weihnachtstag wird morgens wieder geputzt und alles etwas ruhiger angegangen. DVD geschaut, Buch gelesen, ein Weihnachtsspaziergang. Besonders schön ist es für uns, dass wir beide mit unseren Familien skypen können, auch wenn wir das nicht ganz so „legal“ möglich gemacht haben. In der Nacht schleichen wir ins Büro und nutzen dort das Internetkabel. Muss auch mal sein. Es hat uns sehr viel bedeutet, mit unseren Lieben sprechen zu können. Die Entfernung zu Euch ist nicht immer so einfach.

Bar
Die Tage zwischen den Jahren arbeiten wir beide wieder. Alles wie gewohnt, dieselben Leute an der Bar, wenn auch alles etwas ruhiger ist. An einem Tag kann Nicole aber mal wieder nicht fassen, wie die Leute hier so drauf sind. Sie sind alle etwas lockerer, wenn es ums trinken geht. Ein älterer Herr lässt sich von ihr ein Taxi rufen, damit er seine Einkäufe nach Hause bekommt und nebenbei auch schon das ein oder andere Bier getrunken hatte. Als das Taxi vorfährt, hilft Nicole beim Einladen der Einkäufe. Sie stutzt. Schaut nochmal hin: Ja, sie sieht richtig. Der Taxifahrer ist der Herr, dem sie vor 1 ½ Stunden noch in der Bar Rum/Cola eingeschenkt hat. Manchmal kann man es einfach nicht fassen. Aber so ist das hier wohl einfach.
An Silvester mussten wir beide arbeiten. Imke morgens zum Putzen und später in der Bar am Nachmittag. Nicole öffnet morgens um 10 Uhr an diesem Tag das erste Mal die Bar. Ab Nachmittags bis abends um 10 Uhr arbeitet sie hinter der Bar. Heute ist im Pub Beachparty angesagt. Alles ist dekoriert, mit Blumenschmuck, Strandbällen und anderen Sachen. Auch die Barmädels sind verkleidet. Hawaiiketten, Hawaiiröcke und ein Shirt, das eines der Mädchen extra gestaltet hat. Nachdem Nicole fertig gearbeitet hat, probieren wir beide ein paar der Drinks, die wir sonst immer ausschenken. Wir sollten ja eigentlich wissen was wir verkaufen. Gemeinsam mit unseren Chefs stoßen wir um 12 Uhr auf das neue Jahr an, sind jedoch etwas enttäuscht. Es ist wohl das erste Silvester, das wir beide OHNE Sekt und OHNE Feuerwerk feiern. Ja, ihr hört richtig. Kein Feuerwerk. Mal ehrlich, das Feuerwerk ist doch irgendwie der einzige richtige Grund sich auf Silvester zu freuen – und wir sehen keins. Wir sind wirklich neidisch auf alle die an diesem Abend in Sydney sein können. Um halb 2 geht es für uns auch schon ins Bettchen (würde uns sonst wahrscheinlich auch nicht passieren) ABER am nächsten Morgen müssen wir beide putzen und aufräumen. Da brauchen wir etwas Schlaf.
Absolut müde und zerstört startet unser 1. Januar 2013 um 6.30 Uhr. Bei euch zu Hause ist es da immer noch 2012. Verrückt, oder? Wir putzen für ca. 2 Stunden und fallen danach wieder ins Bett. Es wird nochmal bis 12 geschlafen und der weitere Tag schleicht sich eher so dahin, weil uns beiden Schlaf fehlt.


Die nächsten Tage im neuen Jahr (hier merkt man, dass wir mehr als einen Tag brauchen, um einen Eintrag zu schreiben) arbeiten wir wieder. Wie immer. Entweder Bar oder Cleaning. Am 3. Januar jedoch, haben wir einen Tag frei! An diesem Tag schlafen wir beide aus und werden um die Mittagszeit von Shauney abgeholt. Sie ist momentan zu Besuch bei ihrer Mutter hier in Tara, lebt eigentlich an der Küste. Sie hat uns eingeladen sie dort zu besuchen. Heute holt sie uns aber für einen Taratrip ab. Wir fahren zu dem Grundstück ihrer Mutter. Heute wollen wir angeln gehen und einen dicken fetten Fisch fangen. Wir suchen alle Utensilien zusammen und machen uns auf den Weg zum Teich im hinteren Teil des Grundstücks. Wir werfen unsere Angeln aus, die erste verfängt sich natürlich gleich im Schlick. Auch eine Krabbenfalle wird ausgelegt. Es ist unglaublich heiß. Jetzt heißt es warten und hoffen, dass etwas anbeißt. Wir schwitzen von nichts tun. Leider beißt auch nach langer Zeit nichts an, außer ein paar Blättern. Wir geben auf, packen unsere Sachen, aber versprechen, dass wir die Krabbenfalle später nochmal überprüfen. Zur Abkühlung legen wir uns zurück beim Haus in den kleinen Pool und bleiben dort im Schatten auch erst einmal mind. eine Stunde liegen. Tut so richtig gut! Danach spielen wir Pool (was war das Wort in Deutsch nochmal?- Billard). Der Nachmittag zieht so dahin und gegen Abend schauen wir nochmal in unsere Krabbenfalle. Tatsächlich! Eine Krabbe hat sich hinein verirrt, sie ist groß & blau. Shauney wird so aber wohl wieder zurück werfen. Nachdem wir uns den Sonnenuntergang angeschaut haben, fährt Shauney uns wieder zurück zum Hotel. Es war ein schöner Tag, auch wenn wir uns ein bisschen Sonnenbrand geholt haben.
Die nächste Zeit werden wir nochmal richtig „keulen“, wie Imke so schön sagt. Jeden Tag wird gearbeitet. Am Wochenende sind wir sogar ganz allein im Cleaning und heute Morgen wird Nicole den Bottleshop und die Bar für 4 Stunden alleine machen. Uns wurde gesagt, dass es schon länger her ist, dass Backpackern die Bar und das Cleaning allein überlassen wird. Man vertraut uns hier, wir sind halt echt cool, oder so! 

Kamele im Hintergarten.


Falls wider Erwarten noch irgendetwas Außergewöhnliches in Tara passieren sollte, dann lest ihr es hier natürlich! Andernfalls lesen wir uns nach dem 19. Januar, dann gibt es Berichte über Brisbane, Sydney und co.  Wir freuen uns!
Cheers, Imke und Nicole