It’s been a while …
Deko in Tara |
… since we have seen something else then Tara. Wir
schreiben den TAG 21 in der Abgeschiedenheit der “Kleinstadt“ Tara, Queensland,
Australien. Es ist der erste Tag im neuen Jahr 2013. Die Welt ist also nicht am
21.12 untergegangen (auch wenn wir hier einen Sturm hatten, der das vermuten
ließ), zu viele Plätzchen von Weihnachten sind über, man ist müde von der
Silvesternacht, man glaubt noch an den alljährlichen Vorsatz abzunehmen und ein
besserer Mensch zu sein. Typisch erster Januar.
Lagoone |
Seit genau 3 Wochen befinden wir
uns schon in Tara, manchmal können wir es gar nicht fassen. An noch keinem Ort
in Australien sind wir so lange geblieben. Die gute Nachricht: wir sind nicht
vor Langeweile dahin geschieden, wie wir es erwartet hatten. Manchmal waren wir
jedoch kurz davor. Man kennt das ja- zu viel Langeweile und man neigt dazu
dumme Sachen zu machen. Zum Beispiel sich die Sofakissen um die Ohren hauen,
oder (hoffentlich unbeobachtet) sehr verrückt zu tanzen. Langeweile birgt
Kreativität. Oder eben Wahnsinn. Seit unserem letzten Eintrag ist viel
passiert, oder auch eben nicht. Weihnachten ist an uns vorüber gezogen, ebenso
Silvester. Ein neues Jahr steht vor der Tür und wir realisieren, dass es gar
nicht mehr so lange ist (127 Tage um genau zu sein) bis wir wieder in der
Heimat sind. Dabei haben wir noch so viel, was wir sehen, machen und erleben
wollen. Momentan befinden wir uns in der Planungsphase, aber haben irgendwie noch
keinen richtigen Plan. Jedoch werden wir wohl noch zwei weitere Wochen
hierbleiben, damit wir volle 5 Wochen gearbeitet haben. Unsere
„Gute-Laune-Liste“ macht uns inzwischen noch mehr gute Laune.
Bald können wir über jedes Buch und jeden Film
mitdiskutieren. Die Speisekarte des Hotels haben wir jetzt fast schon komplett
durchprobiert. Unsere zukünftigen Wohnungen werden blitzsauber sein, was die
Kleidung nicht daran hindern wird überall auf dem Boden zu liegen, denn wenn
man dann mal einen Kleiderschrank hat, will nichts in ihm bleiben.
Sudoku-Wettbewerbe werden für uns ein leichter Sieg. Kangoroos verfolgen machen
wir mit verbundenen Augen. Der Hals und die Mundwinkel sind noch in recht gutem
Zustand und es wird immer weiter genickt und gelächelt. So viel zu unserem
momentanen Befinden.
„Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr“ – NICHT.
Unser Fest der Liebe dieses Jahr
war – wie soll man es beschreiben?- anders. Anders heißt nicht schlecht. Unsere
Erwartungen waren eher mäßig. Wir sahen uns schon am Weihnachtstag den ganzen
Tag weinend und allein unter einem Plastiktannenbaum sitzen. Doch da kam ein
Engel, namens Catherine, und lud uns dazu ein, Weihnachten mit ihr und ihrer
Familie zu feiern. Am Christmas Eve, dem 24. Dezember arbeiteten wir beide abends
in der Bar. Es fühlte sich komisch an am eigentlichen Weihnachtstag zu
arbeiten. Für die Australier ist das eigentliche Weihnachten (auch die Geburt
Jesu) erst am 25. Dezember. An diesem Tag sind wir zu Familie Moran eingeladen.
Morgens bevor wir abgeholt werden, haben wir beide aber auch noch unser ganz
kleines, privates Weihnachtsfest. Das Hotel ist an diesem Tag geschlossen, wir
sind allein. Früh morgens gehen wir in die Hotelküche, machen uns Frühstück und
setzen uns in große Ohrensessel vor unseren Plastikweihnachtsbaum im
Speisezimmer des Hotels. Weihnachtsmusik klingt im Hintergrund und wir genießen
die Ruhe, auch wenn wir uns etwas allein fühlen. Eine Tradition darf bei uns
beiden nicht fehlen: deutsche Plätzchen. Die Australier backen keine. Wir müssen
aber. Wir ziehen unsere Nikolausmützen auf, suchen in der Küche alles zusammen
und fangen an. Etwas unsicher sind wir uns bei der Art und Weise wie wir die
Plätzchen backen sollen, denn die Großküchenöfen sind uns etwas unheimlich. Am
Ende klappt es natürlich doch und unsere Plätzchen können sich – so finden wir-
wirklich sehen lassen. Ja, wir wissen: Eigenlob stinkt.
Gegen Mittag holt uns Catherine
mit ihrer Schwester Monica ab. Wir fahren erst noch zu Kylie,die auch mit uns
arbeitet, um ihr und ihren Kindern Geschenke zu bringen und Frohe Weihnachten
zu wünschen. Sie wohnt außerhalb von Tara. Wirklich mitten im Nirgendwo. Keine
richtige Straße und rund ums Haus nur riesige Felder und Kühe. Dann geht es
weiter zu den Morans. Auch Morans wohnen etwas außerhalb auf einem großen
Grundstück. Da wir noch auf Catherines Mutter warten müssen, die am
Weihnachtstag leider arbeiten muss, nimmt Catherines Vater uns mit, um uns die
Farm und ein paar Kangoroos zu zeigen. Zu den Feldern sitzt noch Catherine am
Steuer, da ihr Vater schon etwas getrunken hat. Als die Straße jedoch dann
endet, übernimmt er das Steuer. Und es dauert auch nicht lang, da sehen wir die
ersten Kangoroos übers Feld hüpfen. Wie fahren mittlerweile 50 km/h mitten
übers Feld und holen die Kangoroos trotzdem nicht ein. Auch als plötzlich
Büsche (irgendwie fast kleine Bäume mit massivem Stamm) vor uns auftauchen,
macht der Vater keinen Halt. Wir sitzen ja in einem robusten Jeep, da kann man
die Büsche einfach überfahren. Ohne zu wissen wohin rasen wir durchs Gebüsch
immer noch den Kangoroos auf der Spur. Besonders Nicole, die auf dem
Beifahrersitzt Platz genommen hat, hat ihren Spaß beim Video drehen und Fotos
machen. Vor uns hüpfen teilweise um die 20 Kangoroos und versuchen zur Seite
über den Zaun zu hüpfen, manchmal gelingt es ihnen gut, manchmal bleiben sie
jedoch leider im Zaun hängen und brauchen mehrere Anläufe. Es hört sich grausig
an, war jedoch echt witzig. Und wenn nicht Weihnachten gewesen wäre, hätte der
Vater auch mal eins umgefahren. Für die Australier sind die Kangoroos nämlich
eine Plage und keine süßen Wildtiere. Hier sehen wir wie unglaublich groß die
Grundstücke hier sind. Wir fahren weit, wir beide keine Ahnung wo wir sind und
überall sieht man nur weite Felder und den Horizont.
Wieder bei den Morans angekommen
ist auch Catherines Mutter von der Arbeit wieder da und langsam trudeln Omas
und Onkels ein. Es ist ein schönes Gefühl so einen ganz normalen Familientag
einmal wieder zu erleben. Besonders, da uns so manches auch an zu Hause
erinnert.
Dann kommt es zur Bescherung und eins können wir sagen, so viele
Geschenke haben wir wirklich noch nie unter einem Baum liegen sehen. Bescherung
und Essen finden im Garten an einem Schattenplätzchen statt, denn im Haus ist
es viel zu warm. Genau wie zu Haus schenken sich die Geschwister gegenseitig
etwas, Mama und Papa bekommen Geschenke, es wird sich gegenseitig umarmt, sich
bedankt und das ein oder andere Mal über ein Geschenk gelacht. Wie zu Haus.
Auch wir gehen nicht leer aus, es gibt Schokolade und kleine Andenken an Tara,
sogar Catherines Oma hat etwas für uns- einen Gutschein für den örtlichen
Schreibwarenladen. Das hat uns wirklich berührt. Diese Menschen kennen uns
nicht. Sie wissen nur, dass wir zwei Mädchen aus Deutschland sind, die dieses
Jahr Weihnachten allein sind. Sie wissen nicht, ob wir nett und ehrlich sind,
oder doch nur unartige Mädchen (wir sind natürlich nett und ehrlich). Trotzdem
schenken diese Leute uns etwas. Wir beide können ehrlich sagen, dass es uns
sehr, sehr schwer fiel unsere Tränen zurück zu halten. Wir hatten natürlich
auch ein kleines Geschenk für die Familie. Als ein Onkel unsere Karte laut
vorliest und danach zu uns sagt, dass wir heute ein Teil der Familie sind und
sie sich freuen uns bei sich zu haben und uns dann noch umarmt, sind wir
aufgelöst und schauen uns nur mit wässrigen Augen an.
Fliegendes Kangaroo - genau hinsehen! |
Dann gibt es leckeres Essen,
Schwein, Hähnchen, Salate, Gemüse und allerlei Leckereien. Doch bevor das
Festessen eröffnet wird, passiert noch etwas Besonderes. Auntie, eine Tante der
Mutter, die Nonne ist spricht ein Gebet. Wir sitzen alle zusammen am Tisch,
alle sind still, nur diese unglaublich alte Dame, mit einer besonderen
Ausstrahlung, spricht. Sie bedankt sich dafür, dass alle zusammen sind und die
Nächstenliebe sogar Menschen aus der Ferne – uns- an den Tisch gebracht hat.
Wir beide sind tief berührt. Tränen in den Augen und eine Gänsehaut. Ziemlich
viel geweint, jetzt reicht es, denken wir uns und laden uns gemeinsam mit den
anderen unseren Teller voll. Nachdem wunderbaren Essen steigen alle mit einem
Bierchen, oder einem Wein in den Pool. Man sitzt einfach dort, genießt die
Abkühlung, erzählt sich Geschichten und lacht gemeinsam. Die älteren Damen
haben natürlich nicht ihren Bikini ausgepackt. Zwischendurch gibt es noch einen
sehr leckeren Nachtisch und der Nachmittag zieht schnell vorbei und es ist
Abend.
Wir bedanken uns bei Morans und werden von einer der Schwestern (wir
haben gar nicht erwähnt, dass es 6 Kinder sind) zurück zum Hotel – nach Haus-
gefahren. Es war ein wunderschöner Tag, wir sind so unglaublich dankbar, dass
es Menschen, wie Familie Moran, gibt, die unsere Reise zu etwas ganz besonderem
und unvergesslichem machen!
Am zweiten Weihnachtstag wird
morgens wieder geputzt und alles etwas ruhiger angegangen. DVD geschaut, Buch
gelesen, ein Weihnachtsspaziergang. Besonders schön ist es für uns, dass wir
beide mit unseren Familien skypen können, auch wenn wir das nicht ganz so
„legal“ möglich gemacht haben. In der Nacht schleichen wir ins Büro und nutzen
dort das Internetkabel. Muss auch mal sein. Es hat uns sehr viel bedeutet, mit
unseren Lieben sprechen zu können. Die Entfernung zu Euch ist nicht immer so
einfach.
Bar |
Die Tage zwischen den Jahren
arbeiten wir beide wieder. Alles wie gewohnt, dieselben Leute an der Bar, wenn
auch alles etwas ruhiger ist. An einem Tag kann Nicole aber mal wieder nicht
fassen, wie die Leute hier so drauf sind. Sie sind alle etwas lockerer, wenn es
ums trinken geht. Ein älterer Herr lässt sich von ihr ein Taxi rufen, damit er
seine Einkäufe nach Hause bekommt und nebenbei auch schon das ein oder andere
Bier getrunken hatte. Als das Taxi vorfährt, hilft Nicole beim Einladen der
Einkäufe. Sie stutzt. Schaut nochmal hin: Ja, sie sieht richtig. Der Taxifahrer
ist der Herr, dem sie vor 1 ½ Stunden noch in der Bar Rum/Cola eingeschenkt
hat. Manchmal kann man es einfach nicht fassen. Aber so ist das hier wohl
einfach.
An Silvester mussten wir beide
arbeiten. Imke morgens zum Putzen und später in der Bar am Nachmittag. Nicole
öffnet morgens um 10 Uhr an diesem Tag das erste Mal die Bar. Ab Nachmittags
bis abends um 10 Uhr arbeitet sie hinter der Bar. Heute ist im Pub Beachparty
angesagt. Alles ist dekoriert, mit Blumenschmuck, Strandbällen und anderen
Sachen. Auch die Barmädels sind verkleidet. Hawaiiketten, Hawaiiröcke und ein
Shirt, das eines der Mädchen extra gestaltet hat. Nachdem Nicole fertig
gearbeitet hat, probieren wir beide ein paar der Drinks, die wir sonst immer
ausschenken. Wir sollten ja eigentlich wissen was wir verkaufen. Gemeinsam mit
unseren Chefs stoßen wir um 12 Uhr auf das neue Jahr an, sind jedoch etwas
enttäuscht. Es ist wohl das erste Silvester, das wir beide OHNE Sekt und OHNE
Feuerwerk feiern. Ja, ihr hört richtig. Kein Feuerwerk. Mal ehrlich, das
Feuerwerk ist doch irgendwie der einzige richtige Grund sich auf Silvester zu
freuen – und wir sehen keins. Wir sind wirklich neidisch auf alle die an diesem
Abend in Sydney sein können. Um halb 2 geht es für uns auch schon ins Bettchen
(würde uns sonst wahrscheinlich auch nicht passieren) ABER am nächsten Morgen
müssen wir beide putzen und aufräumen. Da brauchen wir etwas Schlaf.
Absolut müde und zerstört startet
unser 1. Januar 2013 um 6.30 Uhr. Bei euch zu Hause ist es da immer noch 2012.
Verrückt, oder? Wir putzen für ca. 2 Stunden und fallen danach wieder ins Bett.
Es wird nochmal bis 12 geschlafen und der weitere Tag schleicht sich eher so
dahin, weil uns beiden Schlaf fehlt.
Die nächsten Tage im neuen Jahr
(hier merkt man, dass wir mehr als einen Tag brauchen, um einen Eintrag zu
schreiben) arbeiten wir wieder. Wie immer. Entweder Bar oder Cleaning. Am 3.
Januar jedoch, haben wir einen Tag frei! An diesem Tag schlafen wir beide aus
und werden um die Mittagszeit von Shauney abgeholt. Sie ist momentan zu Besuch
bei ihrer Mutter hier in Tara, lebt eigentlich an der Küste. Sie hat uns
eingeladen sie dort zu besuchen. Heute holt sie uns aber für einen Taratrip ab.
Wir fahren zu dem Grundstück ihrer Mutter. Heute wollen wir angeln gehen und
einen dicken fetten Fisch fangen. Wir suchen alle Utensilien zusammen und
machen uns auf den Weg zum Teich im hinteren Teil des Grundstücks. Wir werfen
unsere Angeln aus, die erste verfängt sich natürlich gleich im Schlick. Auch
eine Krabbenfalle wird ausgelegt. Es ist unglaublich heiß. Jetzt heißt es
warten und hoffen, dass etwas anbeißt. Wir schwitzen von nichts tun. Leider
beißt auch nach langer Zeit nichts an, außer ein paar Blättern. Wir geben auf,
packen unsere Sachen, aber versprechen, dass wir die Krabbenfalle später
nochmal überprüfen. Zur Abkühlung legen wir uns zurück beim Haus in den kleinen
Pool und bleiben dort im Schatten auch erst einmal mind. eine Stunde liegen.
Tut so richtig gut! Danach spielen wir Pool (was war das Wort in Deutsch
nochmal?- Billard). Der Nachmittag zieht so dahin und gegen Abend schauen wir
nochmal in unsere Krabbenfalle. Tatsächlich! Eine Krabbe hat sich hinein
verirrt, sie ist groß & blau. Shauney wird so aber wohl wieder zurück
werfen. Nachdem wir uns den Sonnenuntergang angeschaut haben, fährt Shauney uns
wieder zurück zum Hotel. Es war ein schöner Tag, auch wenn wir uns ein bisschen
Sonnenbrand geholt haben.
Die nächste Zeit werden wir
nochmal richtig „keulen“, wie Imke so schön sagt. Jeden Tag wird gearbeitet. Am
Wochenende sind wir sogar ganz allein im Cleaning und heute Morgen wird Nicole
den Bottleshop und die Bar für 4 Stunden alleine machen. Uns wurde gesagt, dass
es schon länger her ist, dass Backpackern die Bar und das Cleaning allein
überlassen wird. Man vertraut uns hier, wir sind halt echt cool, oder so!
Kamele im Hintergarten. |
Falls wider Erwarten noch
irgendetwas Außergewöhnliches in Tara passieren sollte, dann lest ihr es hier
natürlich! Andernfalls lesen wir uns nach dem 19. Januar, dann gibt es Berichte
über Brisbane, Sydney und co. Wir freuen
uns!
Cheers, Imke und Nicole