Ain’t no mountain higher!
6. Februar 2013, 4 am. Der Wecker klingelt. Verschlafen und
langsam krieche ich aus dem Bett. Es dauert einige Minuten bis ich realisiere,
dass ich jetzt gleich mit dem Taxi zu Imke fahren werde und wir in ca. 2
Stunden schon in unserem Flieger nach Tasmanien steigen werden. Die letzten 4
Tage bei unseren Gastfamilien sind mal wieder vergangen wie im Flug. Kaum
angekommen, fühlt man sich wie zu Hause und genießt den Luxus eines eigenen
Zimmers, richtiger Duschen und der Gewissheit, dass man einfach mal auf dem
Sofa rumliegen kann. Unseren Gastfamilien geht es gut und sie nehmen uns wie
immer herzlich auf! Doch kaum angekommen, geht es schon wieder weiter.
Das Taxi fährt vor, meine Gasteltern begleiten mich völlig
verschlafen und wünschen wir eine gute Reise – sie werden sich wohl direkt
wieder ins warme Bett kuscheln. 4.50 am: Ich stehe vor Imkes Haustür, alles
dunkel, keine Regung. Eine völlig verschlafene Imke nimmt das Telefon ab und
lässt mich schließlich ins Haus. Ich bin sehr früh dran, deswegen lege ich mich
einfach nochmal zu Imke ins Bettchen und wir beide dösen noch eine halbe
Stunde.
Schließlich ist es soweit und wir steigen bei Imkes Austauschpartner
ins Auto. Dass er eigentlich nur eine Person befördern darf (bestimmte
Führerscheinregelung hier) interessiert um diese Uhrzeit sowieso keinen. Wir
kommen wenig später am Flughafen an und geben unser Gepäck auf. Dann nur noch
durch die Sicherheitskontrolle und auf ins Flugzeug – eigentlich. Ich bin schon
mit meinen Taschen durch die Kontrolle und warte nur noch darauf, dass Imke mir
direkt folgt. Ich schaue mich um und kann Imke nirgends entdecken. Ein Blick
auf die Uhr lässt mich langsam nervös werden, denn unsere Boardingzeit hat
bereits angefangen. Irgendwann entdecke ich Imke – sie spricht mit einem
Flughafenbeamten und sieht irgendwie ziemlich entnervt aus. Die ganze blöde
Sache: Imke hatte vergessen, dass ihr Campingbesteck immer noch in ihrem
Handgepäck war und wie es so blöd läuft, muss sie Gabel und Messer in den Müll
schmeißen, lediglich den Löffel lassen sie ihr. Super, demnächst gibt es eben
nur noch Suppe! Als sie schließlich die Kontrolle passieren kann, laufen wir in
etwas schnellerem Schritt zu unserem Gate und sitzen schließlich dann doch
endlich in unserem Flugzeug. Imke ein wenig verärgert, aber den Flieger haben
wir bekommen.
Launceston
Eine Stunde später kommen wir in Launceston an. Mit dem
Airport Shuttle werden wir direkt vor einem Hostel abgesetzt. Hier werden wir
die erste Nacht verbringen. Wir bemerken sofort, dass Backpacken in Tasmanien
eine völlig neue Erfahrung werden wird. Kleinere Hostels, weniger Deutsche –
ich glaube das gefällt uns! Kaum angekommen machen wir uns auch schon auf
Sightseeingtour. Wir schauen uns die Stadt an – klein, kompakt und wirklich
schön! Besonders für Launceston ist Cataract Gorge. Wir wollen uns das
natürlich nicht entgehen lassen und wandern direkt los. Wir wundern uns wie
anstrengend der Weg auf einmal wird – hatte nicht jemand gemeint es wäre ein
entspannter Weg? Ich, in meiner langen Jeans und meinen Ballerinas mit nun ja
nicht wirklich solider Sohle, habe das Gefühl in der Mittagshitze einzugehen.
Warum ist das denn hier denn auch so steil? Nach rund 20 Minuten erreichen wir
endlich unser Ziel.
Es sieht wunderschön aus! Ein großes Flussbett umrahmt von
Bergen, darüber eine Brücke und ein Sessellift und gleich daneben ein Pool. Da
wir natürlich immer (!!) mitdenken, haben wir an unsere Schwimmsachen gedacht
und gönnen uns eine Abkühlung im Pool. Als wir den Rückweg antreten, bemerken
wir auch wie sehr wir wirklich mitdenken. Kein Wunder, dass uns der Weg etwas
steil erschien. Der Weg zur Rechten war als steil und anstrengend beschrieben
(haben wir bemerkt). Was wir leider nicht bemerkten – der Weg zur Linken war
ein einfacher Spaziergänger Weg. Na Danke – da hat man sich die Blasen wohl
umsonst gelaufen. Zurück im Hostel machen wir uns mit unseren Zimmernachbarn
bekannt. Drei Australier aus Adelaide, die für 10 Tage durch Tasmanien reisen.
Sie haben ein Auto gemietet und da sie noch ein wenig Platz haben, bieten sie
uns an uns am nächsten Morgen mit nach Cradle Mountain zu nehmen. Wir überlegen
nicht lange und sagen direkt zu! Bis vor einigen Minuten hatten wir selbst noch
keine Ahnung, wo es morgen für uns hingehen sollte. Umso besser!
Bevor wir uns am nächsten Tag in Richtung des Nationalparks
begeben, fahren wir noch gemeinsam in Richtung Norden und schauen uns die
Landschaft und eine Erdbeerfarm an. Wir lassen es uns natürlich nicht nehmen
und pflücken selbst ein paar Beeren und genießen schließlich einen sehr
leckeren Erdbeersmoothie. Im wirklich vollgepackten Auto (ein Backpack muss
sogar zwischen den Beinen stehen) machen wir uns auf die dreistündige Fahrt
nach Cradle Mountain Valley. Da unsere Fahrer dort ein Ferienhaus gemietet
haben und noch 2 Betten frei sind, können wir kurzer Hand noch mit übernachten!
Super Sache! Manchmal haben wir dann wohl echt Glück!
Cradle Mountain Nationalpark
Wir haben uns einen frühen Start vorgenommen, um 7 Uhr
klingelt der Wecker und wir packen unsere sieben Sachen für den geplanten
Wandertag. Im Informationsbüro holen wir uns ein paar Infos und die Genehmigung
für den Nationalpark. Dann geht’s los. Das Wetter ist etwas unbeständig, dicke
Wolken, Nebel, kalter Wind – hoffentlich fängt es nicht an zu regnen.
Vorgenommen haben wir uns den Mountain Summit, ein als schwierig eingestufter
Wanderweg für ca. 5-6 Stunden. Doch schon am ersten Lookout sind wir uns nicht
mehr so sicher, ob wir das wirklich machen sollen. Es ging nämlich schon ganz
schön steil bergauf und wir sind ein bisschen aus der Puste. Als wir dann an
der Abzweigung zum Bergaufstieg ankommen, haben wir uns aber wieder gefangen
und versuchen unser Glück. Oben angekommen, genießen wir eine wunderschöne
Aussicht, trotz bewölktem Himmel und sind einfach nur stolz auf uns, dass wir
es doch gewagt haben. Imke hatte den Weg aus der Ferne so beschrieben: „Schau
mal, da ist so ein Trampelpfad, sieht aus als würden da manchmal ein paar
Wanderverrückte hochsteigen.“ Da wussten wir noch nicht, dass das der Weg ist,
den wir uns ausgesucht hatten. Man muss sagen, dass es zwischenzeitlich eine
ganz schöne Kletterpartie war (unsere Mütter hätten uns glaube ich ungern an
einer steilen Felswand klettern sehen) – doch die Aussicht war jede Anstrengung
wert! Beim Abstieg passen wir sehr genau auf, denn ein falscher Schritt und es
geht abwärts. Es geht weiter bergauf und ab bis wir einmal den Dove Lake
umrundet haben. Am Parkplatz angekommen bemerken wir dann auch, dass wir uns
eigentlich in einem Heft hätten registrieren müssen. Dass, falls wir uns
verlaufen oder verletzt irgendwo nicht mehr weiter kommen, nach uns gesucht
wird. Aber wir sind ja sicher wieder zurückgekehrt! :-)
Da es erst 3 Uhr ist, wollen wir versuchen schon heute
wieder weiter zu kommen. Allen Mut zusammen genommen, man hat ja doch ein
gewisses Schamgefühl, stellen wir uns mit Daumen hoch an die Straße. Es dauert
nicht lang, da hält auch schon jemand an. Er nimmt uns bis zum nächsten
„Highway“ (man nennt das zwar in Tasmanien so, aber man kann das eher mit einer
Landstraße vergleichen) mit. Nach zwei weiteren Mitfahrgelegenheiten kommen wir
gegen 6 Uhr in Strahan an der Westküste an. Für diese Nacht muss es ein
Zeltplatz tun. Vom Wandern sind wir so müde, dass wir früh ins Bett gehen und
uns auch schnell ins Land der Träume verabschieden.
Morgens schauen wir uns im Örtchen um. Nicht ohne zu
bemerken, dass das Gehen heute etwas beschwerlicher fällt – um genau zu sein:
Muskelkater in Oberschenkel, Waden und Po! Alles etwas verschlafen, aber nett.
Dann fängt es in Strömen an zu schütten, wir sind glücklicherweise kurz vorher
in der Jugendherberge angekommen. So können wir den Regen im Trockenen
abwarten, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Heute kommen wir nicht ganz
so weit. Ein junger Australier nimmt uns mit in die nächste Stadt ca. 45 km
weiter. Als es dort einfach nicht aufhören will zu regnen und wir langsam
durchgeweicht keine Lust mehr haben, nehmen wir uns für die Nacht ein Zimmer in
einem alten Hotel. Das Ganze erinnert uns ziemlich an das Hotel, in dem wir
gearbeitet haben. Abends gibt es Mikrowellenessen und wir gönnen uns eine
Flasche Wein, bevor wir uns in die kuscheligen Hotelbetten legen.
Ein Blick aus dem Fenster verspricht nicht viel besseres
Wetter, wir versuchen trotzdem unser Glück! In Queenstown ist wirklich nicht
viel los, besonders nicht viel Verkehr. Es passieren uns hauptsächlich
vollbeladenen Wohnmobile, die keinen Platz mehr für uns haben. Imke ist schon
kurz davor die Frust-TimTams rauszuholen, da hält eine Familie an und nimmt uns
mit. Die Leute sind super nett und nehmen uns direkt mit nach Hobart, ganze
260km! Als wäre das nicht genug, laden sie uns auf dem Weg auch noch zum Kaffeetrinken
ein und fahren uns in Hobart direkt vor die Hosteltür.
HOBART
Nach dem Einchecken schauen wir uns direkt die Stadt an, wir
haben Glück, denn zurzeit ist ein Boots-Fest in Hobart. Der ganze Hafen steht
voller schön geschmückter Boote und es sind viele Leute unterwegs. In Hobart
ist auch das Wetter um einiges besser, bei Sonnenschein macht doch alles gleich
viel mehr Spaß!
Den Montag verbringen wir um den bekannten Salamanca-Place,
dort ist an jedem Samstag immer ein großer Markt. Den Markt haben wir leider
verpasst, aber in den alten Warenhäusern befinden sich viele Kunstgalerien und
nette kleine Geschäfte! Hobart gefällt uns wirklich sehr, es ist eher klein und
hat keinen Großstadtflair, aber genau das gefällt uns wirklich gut! Alles
scheint kleiner und sehr freundlich – definitiv einen Besuch wert! An diesem
Abend findet ein Feuerwerk in Hobart statt. Super Sache – da können wir das
verpasste Feuerwerk von Silvester wieder gut machen! Wir gehen zum Hafen,
irgendwo hier muss das Feuerwerk ja stattfinden. Wir warten, doch irgendwie
scheint es uns etwas suspekt, dass sich gar keine Menschenmassen für das
Feuerwerk versammeln. Auf einmal hören wir die ersten Raketen – sehen können
wir nichts! Wir laufen in die Richtung der Geräusche und wundern uns, dass
alles eher nach einem Industriegebiet aussieht. Endlich sehen wir das Feuerwerk
und sind gleichzeitig in einer Sackgasse angelangt. Egal- denken wir uns! So
genießen wir ganz allein und intim unser verspätetes Silvesterfeuerwerk und
wünschen uns natürlich auch nochmals ein „Frohes Neues“.
Am nächsten Tag checken wir aus und überlegen uns wie wir
jetzt weiter vorankommen können. Wir wissen, dass wir jetzt erst einmal die
Ostküste bereisen wollen. Wir fahren mit dem Bus aus der Stadt hinaus und in
der Nähe des Highways stellen wir uns an den Straßenrand. Mit einem Marker
schreiben wir auf eine unserer Isomatten unser nächstes Ziel und keine 2
Minuten später finden wir schon jemanden, der uns mit in den nächsten Ort
nimmt. Direkt den nächsten Ort auf unsere Matte geschrieben und weiter geht’s!
Nach einiger Zeit nimmt uns ein junges australisches Pärchen mit. Sie haben ein
Auto gemietet und nehmen uns mit zu einem Nationalpark, den wir uns sowieso
unbedingt ansehen wollten.
Wineglass Bay
Gemeinsam mit dem Pärchen erkunden wir den Freycinet
Nationalpark. In diesem befindet sich auch Wineglass Bay. Eine wunderschöne
Bucht, die wir uns zunächst von einem Lookout anschauen, danach aber auch nach
einer kleinen Wanderung direkt anschauen. Wunderschöner Sand und klares blaues
Wasser – fast wie in der Karibik (zu mindestens stellen wir uns so die Karibik
vor). Der kleine Wanderweg zurück zum Auto ist etwas steiler und wir kommen
ganz schön aus der Puste – liegt vielleicht auch daran, dass wir nicht mehr
ganz so fit sind, aber nur vielleicht. Oder einfach an den langen Jeans, die
wir uns heute Morgen angezogen haben.
Wir fahren noch gemeinsam mit dem Pärchen bis nach Bicheno,
wo wir an diesem Abend in einem Hostel einkehren werden. Am Morgen schauen wir
uns das Örtchen Bicheno an. Wir machen einen kleinen Spaziergang an der
Felsküste, beobachten das Blow-Hole (,aus dem durch den Druck der Wellen Wasser
schießt) und genießen die Sonne und die Aussicht! Dann geht es weiter…
..raus aus Bicheno kommen wir schnell, aber dann stehen wir
einige Zeit auf einer verlassenen Straße bis uns ein verrückter Koreaner mit in
den nächsten Ort nimmt. Am Spätnachmittag nach zwei weiteren
Mitfahrgelegenheiten kommen wir in St.Helens an und checken in einem kleinen,
gemütlichen, aber überteuertem Hostel ein. Auf einem kleinen Spanziergang
finden wir Brombeerbüsche mit dicken, süßen Beeren. J
Für den nächsten Tag haben wir uns vorgenommen Bay of Fires
anzuschauen. Die beste Möglichkeit laut Hostelbesitzer ist, seine Fahrräder zu
mieten. Die 20 km würden sich gut fahren lassen. So machen wir uns mit dem Rad
auf den Weg. Schnell merkt Nicole, dass ihr Fahrrad ziemlich eierig fährt und
das macht ihr ganz schön zu schaffen. Als so einfach wie gedacht ergibt sich
die Strecke dann doch nicht und wir werden von einigen Bergen überrascht.
Letztendlich werden wir aber mit einem wunderschönen Strand belohnt, an dem wir
den ganzen Nachmittag faulenzen, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Auf dem
wurde es dann so richtig lustig! Als Nicole meint: „ Imke, meine Kette fliegt
gleich ab.“, hängt sich nicht ihre, sondern Imkes Kette aus! Voller
Fahrradschmiere finden wir zum Glück ein paar Straßenarbeiter, die uns das
Fahrrad wieder reparieren, bevor wir wieder weiter fahren können. Zur Belohnung
finden wir wieder leckere Brombeeren und beim Einkaufen bekommen wir jeder zum
Valentinstag ein Lindor Herz geschenkt! So wird die „schlechte“ Laune wieder
besser. Schokolade ist einfach gut für die Seele, komme, was wolle! ( vor allem
wenn sie eigentlich 20 $ kostet)
Da wir am Samstag unseren Rückflug nicht verpassen wollen,
nehmen wir von St.Helens den Bus nach Launceston, wo wir wieder in unserem
ersten Hostel einchecken, da es uns dort wirklich gut gefallen hat! Und dann
müssen wir uns auch schon vom schönen Tasmanien verabschieden! In 2 Tagen
werden Wasmuths kommen, wir können es noch gar nicht glauben. Aber Nicole freut
sich schon sehr! In Melbourne angekommen trennen sich erstmal wieder unsere
Wege. Imke fährt mit dem Bus weiter zum Strandhaus ihrer Gastfamilie und Nicole
macht sich mit der Metro auf den Weg nach Warranwood.