Sonntag, 17. März 2013

Tasmanien




Ain’t no mountain higher!


6. Februar 2013, 4 am. Der Wecker klingelt. Verschlafen und langsam krieche ich aus dem Bett. Es dauert einige Minuten bis ich realisiere, dass ich jetzt gleich mit dem Taxi zu Imke fahren werde und wir in ca. 2 Stunden schon in unserem Flieger nach Tasmanien steigen werden. Die letzten 4 Tage bei unseren Gastfamilien sind mal wieder vergangen wie im Flug. Kaum angekommen, fühlt man sich wie zu Hause und genießt den Luxus eines eigenen Zimmers, richtiger Duschen und der Gewissheit, dass man einfach mal auf dem Sofa rumliegen kann. Unseren Gastfamilien geht es gut und sie nehmen uns wie immer herzlich auf! Doch kaum angekommen, geht es schon wieder weiter.
Das Taxi fährt vor, meine Gasteltern begleiten mich völlig verschlafen und wünschen wir eine gute Reise – sie werden sich wohl direkt wieder ins warme Bett kuscheln. 4.50 am: Ich stehe vor Imkes Haustür, alles dunkel, keine Regung. Eine völlig verschlafene Imke nimmt das Telefon ab und lässt mich schließlich ins Haus. Ich bin sehr früh dran, deswegen lege ich mich einfach nochmal zu Imke ins Bettchen und wir beide dösen noch eine halbe Stunde.
Schließlich ist es soweit und wir steigen bei Imkes Austauschpartner ins Auto. Dass er eigentlich nur eine Person befördern darf (bestimmte Führerscheinregelung hier) interessiert um diese Uhrzeit sowieso keinen. Wir kommen wenig später am Flughafen an und geben unser Gepäck auf. Dann nur noch durch die Sicherheitskontrolle und auf ins Flugzeug – eigentlich. Ich bin schon mit meinen Taschen durch die Kontrolle und warte nur noch darauf, dass Imke mir direkt folgt. Ich schaue mich um und kann Imke nirgends entdecken. Ein Blick auf die Uhr lässt mich langsam nervös werden, denn unsere Boardingzeit hat bereits angefangen. Irgendwann entdecke ich Imke – sie spricht mit einem Flughafenbeamten und sieht irgendwie ziemlich entnervt aus. Die ganze blöde Sache: Imke hatte vergessen, dass ihr Campingbesteck immer noch in ihrem Handgepäck war und wie es so blöd läuft, muss sie Gabel und Messer in den Müll schmeißen, lediglich den Löffel lassen sie ihr. Super, demnächst gibt es eben nur noch Suppe! Als sie schließlich die Kontrolle passieren kann, laufen wir in etwas schnellerem Schritt zu unserem Gate und sitzen schließlich dann doch endlich in unserem Flugzeug. Imke ein wenig verärgert, aber den Flieger haben wir bekommen. 



Launceston

Eine Stunde später kommen wir in Launceston an. Mit dem Airport Shuttle werden wir direkt vor einem Hostel abgesetzt. Hier werden wir die erste Nacht verbringen. Wir bemerken sofort, dass Backpacken in Tasmanien eine völlig neue Erfahrung werden wird. Kleinere Hostels, weniger Deutsche – ich glaube das gefällt uns! Kaum angekommen machen wir uns auch schon auf Sightseeingtour. Wir schauen uns die Stadt an – klein, kompakt und wirklich schön! Besonders für Launceston ist Cataract Gorge. Wir wollen uns das natürlich nicht entgehen lassen und wandern direkt los. Wir wundern uns wie anstrengend der Weg auf einmal wird – hatte nicht jemand gemeint es wäre ein entspannter Weg? Ich, in meiner langen Jeans und meinen Ballerinas mit nun ja nicht wirklich solider Sohle, habe das Gefühl in der Mittagshitze einzugehen. Warum ist das denn hier denn auch so steil? Nach rund 20 Minuten erreichen wir endlich unser Ziel. 
Es sieht wunderschön aus! Ein großes Flussbett umrahmt von Bergen, darüber eine Brücke und ein Sessellift und gleich daneben ein Pool. Da wir natürlich immer (!!) mitdenken, haben wir an unsere Schwimmsachen gedacht und gönnen uns eine Abkühlung im Pool. Als wir den Rückweg antreten, bemerken wir auch wie sehr wir wirklich mitdenken. Kein Wunder, dass uns der Weg etwas steil erschien. Der Weg zur Rechten war als steil und anstrengend beschrieben (haben wir bemerkt). Was wir leider nicht bemerkten – der Weg zur Linken war ein einfacher Spaziergänger Weg. Na Danke – da hat man sich die Blasen wohl umsonst gelaufen. Zurück im Hostel machen wir uns mit unseren Zimmernachbarn bekannt. Drei Australier aus Adelaide, die für 10 Tage durch Tasmanien reisen. Sie haben ein Auto gemietet und da sie noch ein wenig Platz haben, bieten sie uns an uns am nächsten Morgen mit nach Cradle Mountain zu nehmen. Wir überlegen nicht lange und sagen direkt zu! Bis vor einigen Minuten hatten wir selbst noch keine Ahnung, wo es morgen für uns hingehen sollte. Umso besser!
Bevor wir uns am nächsten Tag in Richtung des Nationalparks begeben, fahren wir noch gemeinsam in Richtung Norden und schauen uns die Landschaft und eine Erdbeerfarm an. Wir lassen es uns natürlich nicht nehmen und pflücken selbst ein paar Beeren und genießen schließlich einen sehr leckeren Erdbeersmoothie. Im wirklich vollgepackten Auto (ein Backpack muss sogar zwischen den Beinen stehen) machen wir uns auf die dreistündige Fahrt nach Cradle Mountain Valley. Da unsere Fahrer dort ein Ferienhaus gemietet haben und noch 2 Betten frei sind, können wir kurzer Hand noch mit übernachten! Super Sache! Manchmal haben wir dann wohl echt Glück!



Cradle Mountain Nationalpark


Wir haben uns einen frühen Start vorgenommen, um 7 Uhr klingelt der Wecker und wir packen unsere sieben Sachen für den geplanten Wandertag. Im Informationsbüro holen wir uns ein paar Infos und die Genehmigung für den Nationalpark. Dann geht’s los. Das Wetter ist etwas unbeständig, dicke Wolken, Nebel, kalter Wind – hoffentlich fängt es nicht an zu regnen. Vorgenommen haben wir uns den Mountain Summit, ein als schwierig eingestufter Wanderweg für ca. 5-6 Stunden. Doch schon am ersten Lookout sind wir uns nicht mehr so sicher, ob wir das wirklich machen sollen. Es ging nämlich schon ganz schön steil bergauf und wir sind ein bisschen aus der Puste. Als wir dann an der Abzweigung zum Bergaufstieg ankommen, haben wir uns aber wieder gefangen und versuchen unser Glück. Oben angekommen, genießen wir eine wunderschöne Aussicht, trotz bewölktem Himmel und sind einfach nur stolz auf uns, dass wir es doch gewagt haben. Imke hatte den Weg aus der Ferne so beschrieben: „Schau mal, da ist so ein Trampelpfad, sieht aus als würden da manchmal ein paar Wanderverrückte hochsteigen.“ Da wussten wir noch nicht, dass das der Weg ist, den wir uns ausgesucht hatten. Man muss sagen, dass es zwischenzeitlich eine ganz schöne Kletterpartie war (unsere Mütter hätten uns glaube ich ungern an einer steilen Felswand klettern sehen) – doch die Aussicht war jede Anstrengung wert! Beim Abstieg passen wir sehr genau auf, denn ein falscher Schritt und es geht abwärts. Es geht weiter bergauf und ab bis wir einmal den Dove Lake umrundet haben. Am Parkplatz angekommen bemerken wir dann auch, dass wir uns eigentlich in einem Heft hätten registrieren müssen. Dass, falls wir uns verlaufen oder verletzt irgendwo nicht mehr weiter kommen, nach uns gesucht wird. Aber wir sind ja sicher wieder zurückgekehrt! :-)
Da es erst 3 Uhr ist, wollen wir versuchen schon heute wieder weiter zu kommen. Allen Mut zusammen genommen, man hat ja doch ein gewisses Schamgefühl, stellen wir uns mit Daumen hoch an die Straße. Es dauert nicht lang, da hält auch schon jemand an. Er nimmt uns bis zum nächsten „Highway“ (man nennt das zwar in Tasmanien so, aber man kann das eher mit einer Landstraße vergleichen) mit. Nach zwei weiteren Mitfahrgelegenheiten kommen wir gegen 6 Uhr in Strahan an der Westküste an. Für diese Nacht muss es ein Zeltplatz tun. Vom Wandern sind wir so müde, dass wir früh ins Bett gehen und uns auch schnell ins Land der Träume verabschieden.
Morgens schauen wir uns im Örtchen um. Nicht ohne zu bemerken, dass das Gehen heute etwas beschwerlicher fällt – um genau zu sein: Muskelkater in Oberschenkel, Waden und Po! Alles etwas verschlafen, aber nett. Dann fängt es in Strömen an zu schütten, wir sind glücklicherweise kurz vorher in der Jugendherberge angekommen. So können wir den Regen im Trockenen abwarten, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Heute kommen wir nicht ganz so weit. Ein junger Australier nimmt uns mit in die nächste Stadt ca. 45 km weiter. Als es dort einfach nicht aufhören will zu regnen und wir langsam durchgeweicht keine Lust mehr haben, nehmen wir uns für die Nacht ein Zimmer in einem alten Hotel. Das Ganze erinnert uns ziemlich an das Hotel, in dem wir gearbeitet haben. Abends gibt es Mikrowellenessen und wir gönnen uns eine Flasche Wein, bevor wir uns in die kuscheligen Hotelbetten legen.
Ein Blick aus dem Fenster verspricht nicht viel besseres Wetter, wir versuchen trotzdem unser Glück! In Queenstown ist wirklich nicht viel los, besonders nicht viel Verkehr. Es passieren uns hauptsächlich vollbeladenen Wohnmobile, die keinen Platz mehr für uns haben. Imke ist schon kurz davor die Frust-TimTams rauszuholen, da hält eine Familie an und nimmt uns mit. Die Leute sind super nett und nehmen uns direkt mit nach Hobart, ganze 260km! Als wäre das nicht genug, laden sie uns auf dem Weg auch noch zum Kaffeetrinken ein und fahren uns in Hobart direkt vor die Hosteltür. 



HOBART

Nach dem Einchecken schauen wir uns direkt die Stadt an, wir haben Glück, denn zurzeit ist ein Boots-Fest in Hobart. Der ganze Hafen steht voller schön geschmückter Boote und es sind viele Leute unterwegs. In Hobart ist auch das Wetter um einiges besser, bei Sonnenschein macht doch alles gleich viel mehr Spaß!
Den Montag verbringen wir um den bekannten Salamanca-Place, dort ist an jedem Samstag immer ein großer Markt. Den Markt haben wir leider verpasst, aber in den alten Warenhäusern befinden sich viele Kunstgalerien und nette kleine Geschäfte! Hobart gefällt uns wirklich sehr, es ist eher klein und hat keinen Großstadtflair, aber genau das gefällt uns wirklich gut! Alles scheint kleiner und sehr freundlich – definitiv einen Besuch wert! An diesem Abend findet ein Feuerwerk in Hobart statt. Super Sache – da können wir das verpasste Feuerwerk von Silvester wieder gut machen! Wir gehen zum Hafen, irgendwo hier muss das Feuerwerk ja stattfinden. Wir warten, doch irgendwie scheint es uns etwas suspekt, dass sich gar keine Menschenmassen für das Feuerwerk versammeln. Auf einmal hören wir die ersten Raketen – sehen können wir nichts! Wir laufen in die Richtung der Geräusche und wundern uns, dass alles eher nach einem Industriegebiet aussieht. Endlich sehen wir das Feuerwerk und sind gleichzeitig in einer Sackgasse angelangt. Egal- denken wir uns! So genießen wir ganz allein und intim unser verspätetes Silvesterfeuerwerk und wünschen uns natürlich auch nochmals ein „Frohes Neues“.
 
Am nächsten Tag checken wir aus und überlegen uns wie wir jetzt weiter vorankommen können. Wir wissen, dass wir jetzt erst einmal die Ostküste bereisen wollen. Wir fahren mit dem Bus aus der Stadt hinaus und in der Nähe des Highways stellen wir uns an den Straßenrand. Mit einem Marker schreiben wir auf eine unserer Isomatten unser nächstes Ziel und keine 2 Minuten später finden wir schon jemanden, der uns mit in den nächsten Ort nimmt. Direkt den nächsten Ort auf unsere Matte geschrieben und weiter geht’s! Nach einiger Zeit nimmt uns ein junges australisches Pärchen mit. Sie haben ein Auto gemietet und nehmen uns mit zu einem Nationalpark, den wir uns sowieso unbedingt ansehen wollten.

Wineglass Bay

Gemeinsam mit dem Pärchen erkunden wir den Freycinet Nationalpark. In diesem befindet sich auch Wineglass Bay. Eine wunderschöne Bucht, die wir uns zunächst von einem Lookout anschauen, danach aber auch nach einer kleinen Wanderung direkt anschauen. Wunderschöner Sand und klares blaues Wasser – fast wie in der Karibik (zu mindestens stellen wir uns so die Karibik vor). Der kleine Wanderweg zurück zum Auto ist etwas steiler und wir kommen ganz schön aus der Puste – liegt vielleicht auch daran, dass wir nicht mehr ganz so fit sind, aber nur vielleicht. Oder einfach an den langen Jeans, die wir uns heute Morgen angezogen haben.
Wir fahren noch gemeinsam mit dem Pärchen bis nach Bicheno, wo wir an diesem Abend in einem Hostel einkehren werden. Am Morgen schauen wir uns das Örtchen Bicheno an. Wir machen einen kleinen Spaziergang an der Felsküste, beobachten das Blow-Hole (,aus dem durch den Druck der Wellen Wasser schießt) und genießen die Sonne und die Aussicht! Dann geht es weiter…
..raus aus Bicheno kommen wir schnell, aber dann stehen wir einige Zeit auf einer verlassenen Straße bis uns ein verrückter Koreaner mit in den nächsten Ort nimmt. Am Spätnachmittag nach zwei weiteren Mitfahrgelegenheiten kommen wir in St.Helens an und checken in einem kleinen, gemütlichen, aber überteuertem Hostel ein. Auf einem kleinen Spanziergang finden wir Brombeerbüsche mit dicken, süßen Beeren. J
Für den nächsten Tag haben wir uns vorgenommen Bay of Fires anzuschauen. Die beste Möglichkeit laut Hostelbesitzer ist, seine Fahrräder zu mieten. Die 20 km würden sich gut fahren lassen. So machen wir uns mit dem Rad auf den Weg. Schnell merkt Nicole, dass ihr Fahrrad ziemlich eierig fährt und das macht ihr ganz schön zu schaffen. Als so einfach wie gedacht ergibt sich die Strecke dann doch nicht und wir werden von einigen Bergen überrascht. Letztendlich werden wir aber mit einem wunderschönen Strand belohnt, an dem wir den ganzen Nachmittag faulenzen, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Auf dem wurde es dann so richtig lustig! Als Nicole meint: „ Imke, meine Kette fliegt gleich ab.“, hängt sich nicht ihre, sondern Imkes Kette aus! Voller Fahrradschmiere finden wir zum Glück ein paar Straßenarbeiter, die uns das Fahrrad wieder reparieren, bevor wir wieder weiter fahren können. Zur Belohnung finden wir wieder leckere Brombeeren und beim Einkaufen bekommen wir jeder zum Valentinstag ein Lindor Herz geschenkt! So wird die „schlechte“ Laune wieder besser. Schokolade ist einfach gut für die Seele, komme, was wolle! ( vor allem wenn sie eigentlich 20 $ kostet)
Da wir am Samstag unseren Rückflug nicht verpassen wollen, nehmen wir von St.Helens den Bus nach Launceston, wo wir wieder in unserem ersten Hostel einchecken, da es uns dort wirklich gut gefallen hat! Und dann müssen wir uns auch schon vom schönen Tasmanien verabschieden! In 2 Tagen werden Wasmuths kommen, wir können es noch gar nicht glauben. Aber Nicole freut sich schon sehr! In Melbourne angekommen trennen sich erstmal wieder unsere Wege. Imke fährt mit dem Bus weiter zum Strandhaus ihrer Gastfamilie und Nicole macht sich mit der Metro auf den Weg nach Warranwood.