Dienstag, 30. Oktober 2012

Crocodile Trophy




 Sonne, Staub im Nirgendwo

 

Tag 1

Den Rucksack vollgepackt. Zum ersten Mal sind wirklich ALLE unsere Sachen verstaut. Es hat sich gelohnt auf gute Qualität zu setzen. Sie sind randvoll, aber die Nähte halten. Geschätzte 20 KG hat jetzt jede von uns auf dem Rücken. Kein Wunder , wenn wir alleine 1 KG Waschmittel mit uns rumschleppen. Unser Zimmer ist leer und wir gönnen uns zwangsweise ein großes Frühstück, weil wir kein Essen wegwerfen möchten und außerdem auch heute mal Nutella haben (Danke an Eileen 
). Mit den gepackten Rucksäcken geht es durch die ganze Stadt. Mal eben noch ein Tourenpaket für die  Reise an der Ostküste gebucht (wir freuen uns auf Kanutouren, Casteaway & Whitsundays..) und auf zum Treffpunkt. Nach dem unser australischer Fahrer ganz im Sinne der Mentalität sich etwas mehr Zeit lässt, fahren wir dann mit geringer Verspätung. In einem Jeep mit unserem Fahrer Bert, der nicht nur ein sicherer Fahrer ist, sondern auch noch ein super Tourguide. Mit drei weiteren Mädels und einem Kanadier geht die Reise los. Hinter uns noch 3 weitere Trucks. Unsere Küchencrew. Nachdem unser Kühlwagen leider zu schwer war, um den Berg nach Kuranda hochzufahren, mussten wir einiges umgepacken. Während der Fahrt haben wir endlich ein bisschen „Busch“ gesehen und nach 2 ½ Stunden sind wir an unserem Ziel angekommen : Lake Tinaroo. Lake Tinaroo liegt in der Nähe bei Atherton. Ein großer See, in dem man ausnahmsweise auch schwimmen darf ohne Angst zu haben. Die Zeltgruppe waren bereits vor Ort und hatte einen Teil der Zelte aufgestellt. Wir durften direkt loslegen und die Küche aufbauen. So etwas haben wir noch nicht gesehen. Eine Küche mitten auf einer Wiese. Gasherde, Kühltruhen und Gasgrills unter eine Zeltplane. An diesem Abend blieben wir unter uns und machten ein kleines Abendessen.  Eine Ahnung wie alles ablaufen sollte, hatte keiner. Es wirkte alles sehr unorganisiert und wir hatten kleine Zweifel, ob die nächsten Tage nicht im Chaos versinken. Am nächsten Morgen sollen 240 Leute von uns bekocht werden. Chaos pur. Dafür aber ein nettes Zusammensein mit vielen Leuten.  Gute Gespräche und einen Hauch von Abenteuer, als wir uns dann im Zelt zum Schlafen legten. Die Erkenntnis des Tages: Österreichisch ist schwerer zu verstehen, als Englisch und manche Menschen sollten lieber in Deutschland bleiben.

Tag 2

06.30 Uhr. Die Nacht ist vorbei. Mit einem freundlichen „Oooouf steeehen“  werden wir aus den Schlafsäcken geworfen. Wir müssen unglaublich viel vorbereiten für das Mittagessen. Um 10 Uhr werden die Radfahrer in Cairns starten und die ersten werden bereits gegen 12.30 Uhr hier im Camp erwartet. 70 Zelte, 1 Küchenzelt , ein großes Speisesaalzelt. Man fühlt sich wie in einem Feriencamp, nur dass wir arbeiten müssen. Von 7.30 Uhr bis fast um 11 Uhr schneiden wir nur Gemüse. Karotten, Paprika, Gurken, Zucchini, Tomaten. Solche Mengen haben wir noch nicht gesehen. Zu dem knallt die Sonne.  Zum Mittag gibt es Pasta, zwei verschiedene Soßen und Salat. Es ist anstrengend und pures Chaos. Keiner weiß, wo die Sachen zu finden sind und viele sind unmotiviert. Doch unsere Küchencrew ist ziemlich genial. Nachdem alles für das Essen vorbereitet ist, haben wir sogar 40 Minuten Zeit, um mal in den See zu springen.
Lake Tinaroo
Die Abkühlung, die wir gerade gebraucht haben.  An sich ist die Arbeit in der Küche nicht anstrengend, aber die Umstände sind schwierig, weil wir keine „Spülküche“haben, nur Hochdruckreiniger, mit denen wir die riesen Töpfe, alle Pfannen und Essenscontainer auswaschen müssen. Als dann die ersten Radfahrer ankommen, muss es schnell gehen. Alle haben sofort Hunger, steigen vom Rad und essen sofort.  Nachdem wir alles von Mittagessen aufgeräumt haben, können wir eigentlich schon direkt wieder anfangen alles für das Abendessen vorzubereiten. Irgendwie tut es uns beiden wirklich gut nach 10 Tagen Entspannung endlich mal wieder etwas zu tun. Aber wir sind ja starke Mädels, also von daher :D. Leider ging es heute für einen Radfahrer nicht ganz so gut aus. Ein Auto hat ihn 2 km vorm Ziel erwischt und er hat sich seine Schulter ausgekugelt. Das Rennen ist für ihn wohl gelaufen. Das Abendessen wird nochmal sehr anstrengend. Es gibt Steak, Hähnchen, Nudeln + zwei verschiedene Soßen und Salat. Wir stehen bei der Essensausgabe und müssen warten bis 230 Leute gegessen haben, bis wir selbst essen können. Wer uns kennt, weiß wie schwer das für uns so ist J Nach dem Essen geht es weiter mit dem Aufwaschen.  Um 22 Uhr  sind wir fertig. Ein paar „Feierabendbierchen“ dürfen nicht fehlen. Die Radfahrer sind im allgemeinen eigentlich alle schon im Bett. Morgen geht es für uns um 5 Uhr MORGENS weiter. In diesem Sinne: GOOD NIGHT. 



Tag 3

4.45 Uhr… eigentlich würden wir genau jetzt nach Hause kommen von irgendeiner Party. Wir würden absolut fertig in unsere Bett fallen und vor 12 Uhr nicht mehr aufstehen. EIGENTLICH. Nicht so hier in Australien. Um 5 Uhr müssen wir in unserer provisorischen Freiluftküche antreten und das Frühstück vorbereiten. Man fragt sich, welche Menschen gegen 6 Uhr schon frühstücken wollen, da bemerkt man, dass einige Radfahrer bereits vor 6 Uhr um die Küche herumschleichen.
Aufbau der Küche. Im Hintergrund das Speisezelt.
Komischerweise war das Aufstehen gar kein Problem, liegt wahrscheinlich daran, dass wir NOCH motiviert sind. Aufgestanden, kurz gewaschen und dann das Frühstück für alle vorbereitet. Nach dem Frühstück die gesamte Küche so schnell wie möglich in den Laster verladen und alle in ihre Trucks und auf zum nächsten Campingpoint. Während der Autofahrt haben wir gemerkt, dass es jetzt wirklich ins Outback geht. Keine Teerstraßen mehr, kein Schlafen im Auto (unmöglich durch all das Gewackeln) und extreme Temperaturen.  Ohne Sonnencreme und Kappe geht jetzt nichts mehr. Nach einer wackeligen Fahrt kommen wir schließlich in Irvinebank an. Einer „Stadt“. Eher eine Ansammlung von kleinen Hütten und einem Pub (überlebenswichtig)! Keine Zeit zum Ausruhen – die gesamte Küche muss wieder aufgebaut werden.  Steht die Küche geht es natürlich weiter – Gemüse schneiden, Wasser erhitzen, Sachen spülen. Im Gegensatz zu den Zeltteams, die in der Sonne liegen oder Volleyball spielen, sind wir ständig am Arbeiten, aber dafür haben wir ein super Team. Geniale Leute und niemand drückt  sich vor der Arbeit. Nachdem das Mittagessen dann serviert war und es nur noch darum ging die leeren Container aufzufüllen, konnten wir endlich eine Stunde entspannen. Musik hören, lesen oder auch einfach im Schatten schlafen. Um uns herum bauten die anderen Teams alles für die Ankunft der Radfahrer auf.  Diese kommen teilweise mit 2 Stunden unterschied zu einander hier im Camp an. Alle natürlich hungrig und durstig. Aber wir haben ja gut gekocht J  Den ganzen Stress haben wir natürlich am Abend nochmal. 230 Leute wollen essen. Nach mehr als 12 Stunden arbeiten können wir uns ein Feierabendbier gönnen und gleich geht es nochmal in den Pub. Extra für uns spielt dort heute nämlich eine Liveband. Livemusik im Outback, was kann es nach einem Tag voller Arbeit schöneres geben??


Tag 4

Nach einer etwas längeren Nacht im Pub,(und einer wohl er mäßigen „Liveband“ – 2 alte Leute)  interessanten Bekanntschaften mit Einwohnern durften wir an diesem Morgen eigentlich sogar fast ausschlafen. 8 Uhr. Nach einer lang ersehnten Dusche, sogar Open-Air, machten wir uns wieder an die Arbeit. Aber inzwischen sind wir ein echt eingespieltes Team. Jeder kennt seine Aufgabe und alles geht eigentlich sehr schnell. Das verschafft uns sogar die Zeit neben der Küche auf dem Boden eine Weile zu schlafen.  Heute haben wir auch zum ersten Mal ein bisschen etwas von dem eigentlichen Rennen erlebt.  Die Radfahrer haben an diesem Tag 4 Runden rund um Irvinebank zurückgelegt.  Wir konnten Start und  Ziel sehen und die Fahrer auch zwischen durch beobachten.
Radfaher auf der Strecke
Die Elitegruppe war wirklich verrückt. Schneller wieder da, als man schauen konnte. Andere dagegen legten sich leider das ein oder andere mal hin, aber sogar ein Fahrer, der nach diesem Rennen eine Mundprothese brauchen wird, fährt einfach weiter. Man kann sich das nur schwer vorstellen. Heute war es unglaublich warm und ohne Hut und Sonnencreme ist dort eigentlich nichts zu machen.  Am Abend saßen wir noch mit unserer Küchencrew zusammen und haben das ein oder andere Bierchen getrunken. Aber eher früh ins Bett, denn morgen wird ab 5 Uhr wieder die Küche eingepackt und weiter gefahren.






Tag 5

5 Uhr morgens und wir sind mal wieder voll dabei. Das Frühstück wird serviert und wir packen die Küche ein. Unser echter Ranger Bert fährt uns natürlich sicher zum nächsten Ort. Mount Mulligan. Wenn wir uns bisher noch nicht von der Zivilisation abgeschnitten gefühlt haben, dann ist das spätestens jetzt der Fall.  50 km über Sandstraßen, der Truck rutscht hin und her. Als wir ankommen, sehen wir einen Campingplatz an einem See. Es ist wunderschön, auch wenn überall Staub ist, der sich sofort auf unsere Kleidung und alle Sachen legt. Nicht sehr günstig, wenn man eine Openairküche hat. Aber wir machen einfach das Beste draus. Überall sieht man Warnschilder, dass hier wirklich giftige Tiere sind und unser Fahrer hatte eine Schlange direkt vor seinem Zelt. Neben unser mal wieder echt anstrengenden, aber richtig witzigen Arbeit, sind wir mit Kanus raus auf den See gepaddelt. Ein echtes Panorama. Am Abend haben wir uns mal wieder gemeinsam mit der Kitchencrew das ein oder andere Bier gegönnt und uns es uns an einem Lagerfeuer mitten im Nichts gut gehen lassen. Sogar ein paar Radfahrer waren recht lange dabei, auch wenn am nächsten Tag wieder Extremsport anstand. Besonders genial war, dass wir heute mit unserer Küchencrew geehrt wurden, weil wir im Gegensatz zu allen anderen Backpackergruppen  wirklich viel arbeiten. Wir haben sogar eine Kappe bekommen. Wuhooo. Dafür haben wir aber Bier umsonst J Genial ist auch, dass wenn man nachts mal aus dem Zelt muss, man eigentlich sofort vergisst, was man tun wollte, denn man sieht den wohl beeindrucktesten Sternenhimmel überhaupt. Welcome to the Outback
 
Unser Personentruck

Tag  6


Nach einer kurzen Nacht geht die Reise weiter. Das Ziel heißt Maitland Downs und ist eigentlich nur eine Wiese irgendwo im nirgendwo. Waren in den vorherigen Orten wenigstens noch irgendwo ein einsamer Wasserhahn zu finden, gab es hier einfach nichts. Wir hatten riesige Wassertanks dabei.
Wasser war unentbehrlich, nicht nur für unsere Küche, sondern auch für die Radfahrer, die nach jedem Rennen aussehen wie glasiert, weil sie komplett mit Schlamm überzogen sind. Es war unglaublich heiß an diesem Tag, doch da wir recht gut vorgearbeitet hatten, lief der Tag recht entspannt ab. Über diesen Tag kann man nicht unbedingt etwas besonderes schreiben, denn hier gab es ja nun wirklich NICHTS

Tag 7 


Eine weiter Station im Nirgendwo. Eine ebene Fläche in der Nähe eines Sees. Unsere Aufgaben waren die selben nur deutlich schwieriger, da es an diesem Tag 50C° warm war. Kann man sich das vorstellen? Während zu Hause der erste Schnee fällt, schwitzen wir bei solchen Temperaturen ( beim Rühren am Topf sogar noch mehr) Aber da unsere Crew einfach super zusammen passt und wir sogar beim Gemüseschneiden irgendetwas finden, dass uns schließlich die Tränen vor Lachen in die Augen treibt, geht das alles wie von selbst! Dank guter Arbeit gönnen wir uns sogar eine Pause. Wir gehen im nahegelegenden See schwimmen und auch einge Radfahrer sind mit von der Partie. Witzig ist nur, dass wir nachdem wir bereits schwimmen waren, erfahren, dass es in diesem See Süßwasserkrokodile gab. Halb so schlimm- wir leben noch und diese greifen eigentlich keine Menschen an.

Am Abend sitzen wir alle wieder zusammen und genießen die Stille, die sich über das gesamte Lager legt. Die Weite des Sternenhimmels kann man einfach nciht beschreiben. Man fühlt sich einfach unglaublich klein, wenn man allein dort sitzt und den Anblick genießt. Mit diesen schönen Eindrücken gehen wir schlafen. 

Tag 8 


Nach einer langen Fahrt (über 3 Stunden) durch das Outback kommen wir in Laura an. Fast schon wieder Zivilisation. Eine kleine Stadt mit Campingplatz und einem Pub. Auf unserer Fahrt haben wir viele wildlebende Tiere gesehen, Flüsse durchfahren und auch das ein oder andere Kangroo hat unseren Weg gekreuzt. In Laura bauen wir unsere Küche zum letzten Mal komplett auf. Morgen fahren die Fahrer über 140 km bis nach Cooktown, dort wird dann abends ein Galadiner statt finden, d.h. wir werden bekocht und müssen nicht kochen oder aufwaschen!!!!! In Laura werden wir von einem lokalen Schlangenbändiger begrüßt, der seine 20 kg schwere Phyton dabei hat, die Imke natürlich ersteinmal halten muss. Nicole bleibt dort eher beim Bilder machen. Nach unserem letzten Abendessen gönnen wir uns eine gemütliche kleine Küchenparty und wir sitzen bis spät in die Nacht mit Radfahrern und anderen Helfern am Lagerfeuer. Wir müssen zugeben,dass wir uns inzwischen gar keine andere Tätigkeit mehr vorstellen können, als mit diesen ganzen tollen Leuten zu kochen. Der Abschied wird schwer. 

Tag 9 


Der letzte Wettkampftag. Die Radfahrer werden bis nach Cooktown fahren, wo dort unser letztes Abendessen auf sie wartet. Wir fahren wieder mit unserem Truck nach Cooktown. Unsere Fahrer Bert, ein Aussie wie er im Bilderbuch steht, verdanken wir noch etwas ganz besonders. Am Rand der Straße halten wir an und er führt uns zu einem Fluss und einem Wasserfall.
Wasserfall und Klippenspringen
Dort schwimmen wir und springen sogar von Klippen! Es war unglaublich mitten im Nichts auf riesigen Felsen zu stehen und den Abgrund zu sehen. Über eine Stunde blieben wir dort, bis wir leider weiter mussten.

Cooktown ist eine Stadt mit ca. 2000 Einwohnern und der erste Punkt, den James Cook (Entdecker Australiens) betreten hat. Wir werden in einem Holidayresort campen und genießen es, nachdem wir fast alle Sachen abgespült, sauber gemacht und sortiert hatten, endlich Zeit für uns zu haben. Endlich richtig duschen (nicht nur Tropfen per Tropfen) und den ganzen Staub abwaschen. Sich das erste Mal seit längerem um sein Aussehen kümmern, denn wir gehen ja noch zum Galadinner.  Es sich fast schon seltsam an, sich "schick" zu machen. Die letzten Tage waren ja alles andere als schick. Das Dinner ist super lecker- aber natürlich nichts gegen unsere Kochkünste :D
Wir sitzen gemeinsam mit Radfahrern am Tisch. Man muss sagen, dass wirklich viele von Ihnen super nett sind, einige sogar noch jung und da gehört es sich natürlich auch,dass man den lieben Küchenmädels mal ein Bier spendiert. Je später der Abend wird, desto besser  die Stimmung. Bis 4 Uhr morgens feiern schließlich Helfer, Organisatoren und Radfahrer gemeinsam. Gerade jetzt fällt es uns schwer zu glaube, dass diese kleine Gemeinschaft nach 9 Tagen zu Ende sein soll. Wir finden es sehr schade, aber unser Abenteuer muss weitergehen.Morgen werden wir zurück nach Cairns fahren, alle Sachen ausladen und uns ein Hostel für eine Nacht suchen. An diesem Abend wird definitiv nochmal ordentlich in einem Club in Cairns mit allen gefeiert und dann trennen sich unsere Wege. Für uns geht es weiter nach Port Douglas, nördlich von Cairns, wo wir ca. 3 Nächte bei unserem ersten Couchsurfinghost bleiben werden.

Wir sind unglaublich dankbar und glücklich, dass wir diese geniale Erfahrungen erleben durften und wunderbare Freunde gefunden haben. Dieses Abenteuer wird wohl noch sehr, sehr lange in Erinerung bleiben!!!! Kitchencrew rulez.