Sonne, Staub im Nirgendwo
Tag 1
Den Rucksack vollgepackt. Zum
ersten Mal sind wirklich ALLE unsere Sachen verstaut. Es hat sich gelohnt auf
gute Qualität zu setzen. Sie sind randvoll, aber die Nähte halten. Geschätzte
20 KG hat jetzt jede von uns auf dem Rücken. Kein Wunder , wenn wir alleine 1
KG Waschmittel mit uns rumschleppen. Unser Zimmer ist leer und wir gönnen uns
zwangsweise ein großes Frühstück, weil wir kein Essen wegwerfen möchten und
außerdem auch heute mal Nutella haben (Danke an Eileen
). Mit den gepackten
Rucksäcken geht es durch die ganze Stadt. Mal eben noch ein Tourenpaket für
die Reise an der Ostküste gebucht (wir
freuen uns auf Kanutouren, Casteaway & Whitsundays..) und auf zum
Treffpunkt. Nach dem unser australischer Fahrer ganz im Sinne der Mentalität
sich etwas mehr Zeit lässt, fahren wir dann mit geringer Verspätung. In einem
Jeep mit unserem Fahrer Bert, der nicht nur ein sicherer Fahrer ist, sondern
auch noch ein super Tourguide. Mit drei weiteren Mädels und einem Kanadier geht
die Reise los. Hinter uns noch 3 weitere Trucks. Unsere Küchencrew. Nachdem
unser Kühlwagen leider zu schwer war, um den Berg nach Kuranda hochzufahren,
mussten wir einiges umgepacken. Während der Fahrt haben wir endlich ein
bisschen „Busch“ gesehen und nach 2 ½ Stunden sind wir an unserem Ziel
angekommen : Lake Tinaroo. Lake Tinaroo liegt in der Nähe bei Atherton. Ein
großer See, in dem man ausnahmsweise auch schwimmen darf ohne Angst zu haben. Die
Zeltgruppe waren bereits vor Ort und hatte einen Teil der Zelte aufgestellt.
Wir durften direkt loslegen und die Küche aufbauen. So etwas haben wir noch
nicht gesehen. Eine Küche mitten auf einer Wiese. Gasherde, Kühltruhen und
Gasgrills unter eine Zeltplane. An diesem Abend blieben wir unter uns und
machten ein kleines Abendessen. Eine
Ahnung wie alles ablaufen sollte, hatte keiner. Es wirkte alles sehr
unorganisiert und wir hatten kleine Zweifel, ob die nächsten Tage nicht im
Chaos versinken. Am nächsten Morgen sollen 240 Leute von uns bekocht werden.
Chaos pur. Dafür aber ein nettes Zusammensein mit vielen Leuten. Gute Gespräche und einen Hauch von Abenteuer,
als wir uns dann im Zelt zum Schlafen legten. Die Erkenntnis des Tages:
Österreichisch ist schwerer zu verstehen, als Englisch und manche Menschen
sollten lieber in Deutschland bleiben.
Tag 2
06.30 Uhr. Die Nacht ist vorbei. Mit einem freundlichen
„Oooouf steeehen“ werden wir aus den
Schlafsäcken geworfen. Wir müssen unglaublich viel vorbereiten für das
Mittagessen. Um 10 Uhr werden die Radfahrer in Cairns starten und die ersten
werden bereits gegen 12.30 Uhr hier im Camp erwartet. 70 Zelte, 1 Küchenzelt ,
ein großes Speisesaalzelt. Man fühlt sich wie in einem Feriencamp, nur dass wir
arbeiten müssen. Von 7.30 Uhr bis fast um 11 Uhr schneiden wir nur Gemüse.
Karotten, Paprika, Gurken, Zucchini, Tomaten. Solche Mengen haben wir noch
nicht gesehen. Zu dem knallt die Sonne.
Zum Mittag gibt es Pasta, zwei verschiedene Soßen und Salat. Es ist
anstrengend und pures Chaos. Keiner weiß, wo die Sachen zu finden sind und
viele sind unmotiviert. Doch unsere Küchencrew ist ziemlich genial. Nachdem
alles für das Essen vorbereitet ist, haben wir sogar 40 Minuten Zeit, um mal in
den See zu springen.
Die Abkühlung, die wir gerade gebraucht haben. An sich ist die Arbeit in der Küche nicht
anstrengend, aber die Umstände sind schwierig, weil wir keine „Spülküche“haben,
nur Hochdruckreiniger, mit denen wir die riesen Töpfe, alle Pfannen und
Essenscontainer auswaschen müssen. Als dann die ersten Radfahrer ankommen, muss
es schnell gehen. Alle haben sofort Hunger, steigen vom Rad und essen
sofort. Nachdem wir alles von Mittagessen
aufgeräumt haben, können wir eigentlich schon direkt wieder anfangen alles für
das Abendessen vorzubereiten. Irgendwie tut es uns beiden wirklich gut nach 10
Tagen Entspannung endlich mal wieder etwas zu tun. Aber wir sind ja starke
Mädels, also von daher :D. Leider ging es heute für einen Radfahrer nicht ganz so
gut aus. Ein Auto hat ihn 2 km vorm Ziel erwischt und er hat sich seine
Schulter ausgekugelt. Das Rennen ist für ihn wohl gelaufen. Das Abendessen wird
nochmal sehr anstrengend. Es gibt Steak, Hähnchen, Nudeln + zwei verschiedene
Soßen und Salat. Wir stehen bei der Essensausgabe und müssen warten bis 230
Leute gegessen haben, bis wir selbst essen können. Wer uns kennt, weiß wie
schwer das für uns so ist J
Nach dem Essen geht es weiter mit dem Aufwaschen. Um 22 Uhr
sind wir fertig. Ein paar „Feierabendbierchen“ dürfen nicht fehlen. Die
Radfahrer sind im allgemeinen eigentlich alle schon im Bett. Morgen geht es für
uns um 5 Uhr MORGENS weiter. In diesem Sinne: GOOD NIGHT.
Lake Tinaroo |
Tag 3
4.45 Uhr… eigentlich würden wir genau jetzt nach Hause
kommen von irgendeiner Party. Wir würden absolut fertig in unsere Bett fallen
und vor 12 Uhr nicht mehr aufstehen. EIGENTLICH. Nicht so hier in Australien.
Um 5 Uhr müssen wir in unserer provisorischen Freiluftküche antreten und das
Frühstück vorbereiten. Man fragt sich, welche Menschen gegen 6 Uhr schon frühstücken
wollen, da bemerkt man, dass einige Radfahrer bereits vor 6 Uhr um die Küche
herumschleichen.
Komischerweise war das Aufstehen gar kein Problem, liegt
wahrscheinlich daran, dass wir NOCH motiviert sind. Aufgestanden, kurz
gewaschen und dann das Frühstück für alle vorbereitet. Nach dem Frühstück die
gesamte Küche so schnell wie möglich in den Laster verladen und alle in ihre
Trucks und auf zum nächsten Campingpoint. Während der Autofahrt haben wir
gemerkt, dass es jetzt wirklich ins Outback geht. Keine Teerstraßen mehr, kein
Schlafen im Auto (unmöglich durch all das Gewackeln) und extreme Temperaturen. Ohne Sonnencreme und Kappe geht jetzt nichts
mehr. Nach einer wackeligen Fahrt kommen wir schließlich in Irvinebank an.
Einer „Stadt“. Eher eine Ansammlung von kleinen Hütten und einem Pub
(überlebenswichtig)! Keine Zeit zum Ausruhen – die gesamte Küche muss wieder
aufgebaut werden. Steht die Küche geht
es natürlich weiter – Gemüse schneiden, Wasser erhitzen, Sachen spülen. Im
Gegensatz zu den Zeltteams, die in der Sonne liegen oder Volleyball spielen,
sind wir ständig am Arbeiten, aber dafür haben wir ein super Team. Geniale
Leute und niemand drückt sich vor der
Arbeit. Nachdem das Mittagessen dann serviert war und es nur noch darum ging
die leeren Container aufzufüllen, konnten wir endlich eine Stunde entspannen.
Musik hören, lesen oder auch einfach im Schatten schlafen. Um uns herum bauten
die anderen Teams alles für die Ankunft der Radfahrer auf. Diese kommen teilweise mit 2 Stunden
unterschied zu einander hier im Camp an. Alle natürlich hungrig und durstig.
Aber wir haben ja gut gekocht J Den ganzen Stress haben wir natürlich am Abend
nochmal. 230 Leute wollen essen. Nach mehr als 12 Stunden arbeiten können wir
uns ein Feierabendbier gönnen und gleich geht es nochmal in den Pub. Extra für
uns spielt dort heute nämlich eine Liveband. Livemusik im Outback, was kann es
nach einem Tag voller Arbeit schöneres geben??
Aufbau der Küche. Im Hintergrund das Speisezelt. |
Tag 4
Nach einer etwas längeren Nacht im Pub,(und einer wohl er
mäßigen „Liveband“ – 2 alte Leute) interessanten Bekanntschaften mit Einwohnern
durften wir an diesem Morgen eigentlich sogar fast ausschlafen. 8 Uhr. Nach
einer lang ersehnten Dusche, sogar Open-Air, machten wir uns wieder an die
Arbeit. Aber inzwischen sind wir ein echt eingespieltes Team. Jeder kennt seine
Aufgabe und alles geht eigentlich sehr schnell. Das verschafft uns sogar die
Zeit neben der Küche auf dem Boden eine Weile zu schlafen. Heute haben wir auch zum ersten Mal ein
bisschen etwas von dem eigentlichen Rennen erlebt. Die Radfahrer haben an diesem Tag 4 Runden
rund um Irvinebank zurückgelegt. Wir konnten
Start und Ziel sehen und die Fahrer auch
zwischen durch beobachten.
Die Elitegruppe war wirklich verrückt. Schneller
wieder da, als man schauen konnte. Andere dagegen legten sich leider das ein
oder andere mal hin, aber sogar ein Fahrer, der nach diesem Rennen eine
Mundprothese brauchen wird, fährt einfach weiter. Man kann sich das nur schwer
vorstellen. Heute war es unglaublich warm und ohne Hut und Sonnencreme ist dort
eigentlich nichts zu machen. Am Abend
saßen wir noch mit unserer Küchencrew zusammen und haben das ein oder andere
Bierchen getrunken. Aber eher früh ins Bett, denn morgen wird ab 5 Uhr wieder
die Küche eingepackt und weiter gefahren.
Radfaher auf der Strecke |
Tag 5
Tag 5
5 Uhr morgens und wir sind mal
wieder voll dabei. Das Frühstück wird serviert und wir packen die Küche ein.
Unser echter Ranger Bert fährt uns natürlich sicher zum nächsten Ort. Mount
Mulligan. Wenn wir uns bisher noch nicht von der Zivilisation abgeschnitten
gefühlt haben, dann ist das spätestens jetzt der Fall. 50 km über Sandstraßen, der Truck rutscht hin
und her. Als wir ankommen, sehen wir einen Campingplatz an einem See. Es ist
wunderschön, auch wenn überall Staub ist, der sich sofort auf unsere Kleidung
und alle Sachen legt. Nicht sehr günstig, wenn man eine Openairküche hat. Aber
wir machen einfach das Beste draus. Überall sieht man Warnschilder, dass hier
wirklich giftige Tiere sind und unser Fahrer hatte eine Schlange direkt vor
seinem Zelt. Neben unser mal wieder echt anstrengenden, aber richtig witzigen
Arbeit, sind wir mit Kanus raus auf den See gepaddelt. Ein echtes Panorama. Am
Abend haben wir uns mal wieder gemeinsam mit der Kitchencrew das ein oder
andere Bier gegönnt und uns es uns an einem Lagerfeuer mitten im Nichts gut
gehen lassen. Sogar ein paar Radfahrer waren recht lange dabei, auch wenn am
nächsten Tag wieder Extremsport anstand. Besonders genial war, dass wir heute
mit unserer Küchencrew geehrt wurden, weil wir im Gegensatz zu allen anderen
Backpackergruppen wirklich viel
arbeiten. Wir haben sogar eine Kappe bekommen. Wuhooo. Dafür haben wir aber
Bier umsonst J
Genial ist auch, dass wenn man nachts mal aus dem Zelt muss, man eigentlich
sofort vergisst, was man tun wollte, denn man sieht den wohl beeindrucktesten
Sternenhimmel überhaupt. Welcome to the Outback
Unser Personentruck |
Tag 6
Nach einer kurzen Nacht geht die Reise weiter. Das Ziel heißt Maitland Downs und ist eigentlich nur eine Wiese irgendwo im nirgendwo. Waren in den vorherigen Orten wenigstens noch irgendwo ein einsamer Wasserhahn zu finden, gab es hier einfach nichts. Wir hatten riesige Wassertanks dabei.
Wasser war unentbehrlich, nicht nur für unsere Küche, sondern auch für die Radfahrer, die nach jedem Rennen aussehen wie glasiert, weil sie komplett mit Schlamm überzogen sind. Es war unglaublich heiß an diesem Tag, doch da wir recht gut vorgearbeitet hatten, lief der Tag recht entspannt ab. Über diesen Tag kann man nicht unbedingt etwas besonderes schreiben, denn hier gab es ja nun wirklich NICHTS
Tag 7
Eine weiter Station im Nirgendwo. Eine ebene Fläche in der Nähe eines Sees. Unsere Aufgaben waren die selben nur deutlich schwieriger, da es an diesem Tag 50C° warm war. Kann man sich das vorstellen? Während zu Hause der erste Schnee fällt, schwitzen wir bei solchen Temperaturen ( beim Rühren am Topf sogar noch mehr) Aber da unsere Crew einfach super zusammen passt und wir sogar beim Gemüseschneiden irgendetwas finden, dass uns schließlich die Tränen vor Lachen in die Augen treibt, geht das alles wie von selbst! Dank guter Arbeit gönnen wir uns sogar eine Pause. Wir gehen im nahegelegenden See schwimmen und auch einge Radfahrer sind mit von der Partie. Witzig ist nur, dass wir nachdem wir bereits schwimmen waren, erfahren, dass es in diesem See Süßwasserkrokodile gab. Halb so schlimm- wir leben noch und diese greifen eigentlich keine Menschen an.
Am Abend sitzen wir alle wieder zusammen und genießen die Stille, die sich über das gesamte Lager legt. Die Weite des Sternenhimmels kann man einfach nciht beschreiben. Man fühlt sich einfach unglaublich klein, wenn man allein dort sitzt und den Anblick genießt. Mit diesen schönen Eindrücken gehen wir schlafen.
Tag 8
Nach einer langen Fahrt (über 3 Stunden) durch das Outback kommen wir in Laura an. Fast schon wieder Zivilisation. Eine kleine Stadt mit Campingplatz und einem Pub. Auf unserer Fahrt haben wir viele wildlebende Tiere gesehen, Flüsse durchfahren und auch das ein oder andere Kangroo hat unseren Weg gekreuzt. In Laura bauen wir unsere Küche zum letzten Mal komplett auf. Morgen fahren die Fahrer über 140 km bis nach Cooktown, dort wird dann abends ein Galadiner statt finden, d.h. wir werden bekocht und müssen nicht kochen oder aufwaschen!!!!! In Laura werden wir von einem lokalen Schlangenbändiger begrüßt, der seine 20 kg schwere Phyton dabei hat, die Imke natürlich ersteinmal halten muss. Nicole bleibt dort eher beim Bilder machen. Nach unserem letzten Abendessen gönnen wir uns eine gemütliche kleine Küchenparty und wir sitzen bis spät in die Nacht mit Radfahrern und anderen Helfern am Lagerfeuer. Wir müssen zugeben,dass wir uns inzwischen gar keine andere Tätigkeit mehr vorstellen können, als mit diesen ganzen tollen Leuten zu kochen. Der Abschied wird schwer.
Tag 9
Der letzte Wettkampftag. Die Radfahrer werden bis nach Cooktown fahren, wo dort unser letztes Abendessen auf sie wartet. Wir fahren wieder mit unserem Truck nach Cooktown. Unsere Fahrer Bert, ein Aussie wie er im Bilderbuch steht, verdanken wir noch etwas ganz besonders. Am Rand der Straße halten wir an und er führt uns zu einem Fluss und einem Wasserfall.
Wasserfall und Klippenspringen |
Cooktown ist eine Stadt mit ca. 2000 Einwohnern und der erste Punkt, den James Cook (Entdecker Australiens) betreten hat. Wir werden in einem Holidayresort campen und genießen es, nachdem wir fast alle Sachen abgespült, sauber gemacht und sortiert hatten, endlich Zeit für uns zu haben. Endlich richtig duschen (nicht nur Tropfen per Tropfen) und den ganzen Staub abwaschen. Sich das erste Mal seit längerem um sein Aussehen kümmern, denn wir gehen ja noch zum Galadinner. Es sich fast schon seltsam an, sich "schick" zu machen. Die letzten Tage waren ja alles andere als schick. Das Dinner ist super lecker- aber natürlich nichts gegen unsere Kochkünste :D
Wir sitzen gemeinsam mit Radfahrern am Tisch. Man muss sagen, dass wirklich viele von Ihnen super nett sind, einige sogar noch jung und da gehört es sich natürlich auch,dass man den lieben Küchenmädels mal ein Bier spendiert. Je später der Abend wird, desto besser die Stimmung. Bis 4 Uhr morgens feiern schließlich Helfer, Organisatoren und Radfahrer gemeinsam. Gerade jetzt fällt es uns schwer zu glaube, dass diese kleine Gemeinschaft nach 9 Tagen zu Ende sein soll. Wir finden es sehr schade, aber unser Abenteuer muss weitergehen.Morgen werden wir zurück nach Cairns fahren, alle Sachen ausladen und uns ein Hostel für eine Nacht suchen. An diesem Abend wird definitiv nochmal ordentlich in einem Club in Cairns mit allen gefeiert und dann trennen sich unsere Wege. Für uns geht es weiter nach Port Douglas, nördlich von Cairns, wo wir ca. 3 Nächte bei unserem ersten Couchsurfinghost bleiben werden.
Wir sind unglaublich dankbar und glücklich, dass wir diese geniale Erfahrungen erleben durften und wunderbare Freunde gefunden haben. Dieses Abenteuer wird wohl noch sehr, sehr lange in Erinerung bleiben!!!! Kitchencrew rulez.